Griechenland 1992: Kurzbericht

Bei der 88er Griechenland-Tour waren wir von Kreta etwas enttäuscht. Zuviel Tourismus und zuwenig Einsamkeit. Freunde haben uns überredet, es doch noch einmal zu versuchen, aber uns mehr im Süden der Insel aufzuhalten, da wäre alles ganz anders ...

Wir setzten von Ancona nach Patras über und durchquerten den Peloponnes, zum Teil auf schönen Schotterstrecken. Für Ulli auf ihrer NTV 650 Revere war das zwar kein Zuckerschlecken, aber sie hat tapfer durchgehalten (und sich nach unserer Heimkehr eine XL 600 RM als Zweitmaschine zugelegt ;-)  ). Von Githion aus setzten wir nach Kreta über und landeten so ziemlich in der westlichsten Ecke. Dort hatten wir unser ersten Basislager, um den Westteil der Insel zu erkunden. Als Geheimtipp unseres Reiseführers sollte es hier einen schönen einsamen Strand geben. Aber wenn jeder Touri den gleichen Führer hat, dann ist aus dem Geheimtipp schnell ein Massenziel geworden und genauso war es dann auch. So versuchten wir dann auf eigene Faust schöne Plätze und abgelegene Orte zu finden und waren zum Teil auch erfolgreich. Am besten war es, wenn wir schon früh am Morgen unterwegs waren. Die Dörfer verschlafen, die Sträßchen leer und die Sehenswürdigkeiten einsam und allein in der Landschaft. Doch ab ca. 10:00 Uhr, wenn die meisten Leute gefrühstückt und die Autoverleihstationen geöffnet hatten, fielen die Leute wie Heuschrecken über das Land her.

Als nächste Station hatten wir uns die Mitte der Insel vorgenommen. Höhepunkt war die Wanderung durch die Samaria-Schlucht, ganz im Süden der Insel. Morgens um 05:00 fuhr der Bus am Campingplatz ab und brachte uns zum Eingang der Schlucht. Schwer mit Rucksack und Verpflegung bepackt, marschierten wir durch das enge Tal. Unterwegs gab es immer wieder mal Stationen, wo man rasten konnte und auch frisches Wasser vorfand. Die Schlucht endet direkt am Meer und wer nicht die ganze Strecke wieder zurück laufen will, der kann mit einem Boot ein paar Kilometer weiter zu einem Dorf fahren. Von dort aus nahmen wir wieder den Bus zurück zum Campingplatz. Der nächste Tag war natürlich ein fauler Strandtag, um unsere müden Knochen zu regenerieren.

Auch im Osten der Insel suchten wir vergeblich die Einsamkeit, die wir von anderen griechischen Inseln her kennen. Klar sind bestimmte Punkte und Sehenswürdigkeiten besonders überlaufen. Lasithi-Ebene, der Palmenstrand von Vai und besonders die Ausgrabungsstätten. Aber selbst auf einsamen Bergpisten (zum Glück nicht auf allen) trifft man ständig auf irgendwelche Miet-Mopeds oder Mietwagen. Natürlich haben alle das gleiche Recht hierher zu kommen, aber der Ansturm war hier doch recht arg. Man konnte nicht mal ein viertel Stündchen im Gras liegen und die Aussicht genießen, ohne dass jemand vorbei brauste. Vor einem Kloster wurden wir mal von älteren Bus-Reisenden bewundert, wie mutig und verwegen wir wären, mit dem Motorrad den weiten Weg von Deutschland hierher zu machen. Wir haben fast auf dem Boden gelegen vor lachen ;-)

Alles in allem war die Kreta-Tour schon in Ordnung, aber der ganze Touristenrummel kann einem schon auf die Nerven gehen. Zum Glück fanden wir doch den ein oder anderen Ort, wo wir unsere Ruhe hatten und die Stille und Einsamkeit genießen konnten. Unseren Freunden mussten wir leider mitteilen, dass mittlerweile auch der Süden überlaufen ist - sogar die Hippies in den Felshöhlen waren schon weggezogen ...

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