Griechenland 1993: Kurzbericht

Eigentlich wollten Ulli und ich zusammen mit Bärbel und Frank nach Marokko fahren. Kurz vor der Abfahrt hatten wir uns dann aber doch für die entgegengesetzte Richtung entschieden, es sollte wieder Griechenland werden. Genauer gesagt, wollten wir auf den Kykladen etwas Insel-Hopping betreiben.

Auf dem Weg von Karlsruhe in den Süden, fangen die Transalps, und zwar alle drei, plötzlich an zu ruckeln. Franks Twin läuft weiterhin normal. Nach einigem Suchen finden wir die Ursache in den zusätzlich montierten Benzinfiltern, die wir kurz vor dem Urlaub und eigentlich für Marokko eingebaut hatten. Ab einem gewissen Benzinstand im Tank, reicht der Höhenunterschied zum Vergaser nicht mehr aus, um den Widerstand des Filters zu überwinden. Die Twin hat einen serienmäßigen Benzinfilter und eine Benzinpumpe und blieb deshalb von solchen Symptomen verschont.

Das Wetter ist auch noch gegen uns. Ab dem Albaufstieg regnet es in Strömen und wir kommen nur langsam vorwärts. Schon bald sind wir trotz Regenkombi bis auf die Haut durchnässt und frieren. Noch vor dem österreichischen Fernpass, in Lermoos, nehmen wir uns ein Zimmer, um uns wieder aufzuwärmen und zu trocknen. Am nächsten Morgen ist das Wetter glücklicherweise viel besser. Das haben wir auch nötig, denn wir wollen die Abendfähre noch bekommen und der Weg bis Ancona ist von hier aus noch weit.

Mit der Fähre setzen wir von Ancona nach Patras über. Bis Rafina, an der Küste hinter hinter Athen gelegen, haben wir dann noch ca. 350 km Straße vor uns. Der Weg um Athen herum ist nicht ganz leicht zu finden, doch am frühen Abend erreichen wir den Hafen von Rafina. Lt. Fahrplan haben wir die Fähre nach Andros gerade verpasst. Doch als wir uns nach Tickets für den nächsten Tag erkundigen, sagt uns der Verkäufer, dass die heutige Fähre Verspätung hätte und wenn wir uns beeilen, würden wir sie gerade noch bekommen. Kaum sind wir auf dem Schiff, legt der Kahn auch schon ab.

"Andros hat das beste Trinkwasser Griechenlands", versichert uns der Wirt eines Kafenions am Hafen, als wir mit dem Frühstück fertig sind. "Aber was hilft uns das", frotzelt Frank, "wir trinken lieber den griechischen Wein!" Kurz darauf machen wir uns auf den Weg zum Campingplatz. Dazu müssen wir einen schmalen, mit Steinmauern begrenzten Pfad entlang fahren. Vor uns fährt ganz langsam ein Auto, viel zu langsam für uns. Der Fahrer merkt das, fährt ganz an den rechten Rand und winkt uns vorbei. Klar das wir das Angebot annehmen und vorbeiziehen. Der Weg wird immer steiler und ausgewaschener und zieht sich den Berg hinauf. Oben endet der Pfad an einer Straße. Die Mädels können gar nicht glauben, dass sie ihre schwer beladenen Maschinen heil über diese schmale zerfurchte Strecke gebracht haben. Aber immer noch ist kein Campingplatz zu sehen. Wir fragen ein paar Arbeiter am Straßenrand. Die schicken uns die Straße runter und beschreiben den weiteren Weg. Wir folgen ihren Hinweisen und landen wieder am Beginn des gleichen Pfades. Diesmal ist aber kein störendes Auto vor uns und siehe da, an der Stelle, wo uns der Fahrer vorbeigewinkt hatte, ging nach links der Weg zum Camping ab ...

Auf Andros gibt es zahlreiche Schottersträßchen, auf denen wir die Insel natürlich gerne erkunden. An der Küste entlang und kreuz und quer über die Hügel führen uns die Wege. Auf den Hügeln stehen zahlreiche Windgeneratoren und gewinnen aus dem stetig wehendem Wind elektrische Energie für die Insel. Vom höchsten Berg aus kann man einen großen Teil der Insel überblicken, eine super Aussicht.

Nach ein paar Tagen wollen wir weiter. Um nach Paros zu kommen, müssen wir zunächst nach Tinos übersetzen und dort übernachten, bis die nächste Fähre uns weiter bringt. Weil wir nun genügend Zeit haben, kurven wir natürlich auch eine kleine Runde über die Insel. Am Abend suchen uns eine Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe des Hafens, weil das nächste Schiff schon früh am Morgen abfährt. Allerdings nur bis zur Insel gegenüber, Siros. Nach Siros verirren sich normalerweise eher Pilger, die die heiligen Stätten der Insel besuchen. Dementsprechend gibt es überall Stände mit religiösen Andenken und kaum den üblichen Touristenrummel. Alles hier ist ruhig und fast langweilig. Wir freuen uns schon darauf, hier wieder wegzukommen.

Paros ist schon etwas größer, als die bisher besuchten Inseln. In den Hauptortschaften gibt es zahllose Kneipen, Discos, Souvenirbuden und alles was das Touristenherz sonst noch begehrt. Abends ist der Rummel ganz nett, aber tagsüber entfliehen wir in die Einsamkeit der Berge und abgelegenen Buchten. Hier gibt es viele Schottersträßchen, auf denen wir die Insel erobern. Nur ganz selten treffen wir auf andere Reisende. Von den Berggipfeln aus kann man die größere Nachbarinsel Naxos sehen, auf die wir in ein paar Tagen übersetzen wollen. Von einer anderen Ecke aus sehen wir die kleine Insel Antiparos. Dort waren wir vor zwei oder drei Jahren schon mal und auch diesmal schauen wir uns das Eiland noch einmal an.

Auf Naxos beziehen wir wieder Quartier auf dem Campingplatz südlich der Hauptstadt. Hat uns vor ein paar Jahren der sandige verspurte Weg dorthin, den wir mit unseren Soft-Choppern meistern mussten, noch erschreckt, so ist es diesmal mit den Enduros eine wahre Freude. Die Zelte stellen wir wegen der starken Sonneneinstrahlung unter Schilfdächern auf. Den Rest des Tages verbringen wir am feinsandigen Strand. Etwas ausruhen muss auch mal sein, denn die nächsten Tage verbringen wir wieder im Sattel. Naxos ist die größte Insel der Kykladen und so haben wir einige Zeit zu tun, bis wir die Insel halbwegs (wieder) entdeckt haben. Von antiken Marmor-Steinbrüchen über Ausgrabungen gibt es zahlreiche kulturelle Stätten zu bewundern. Aber auch lauschige Oasen mit plätschernden Bächen oder einsame Buchten mit tollen Stränden. Naxos ist und bleibt unsere Lieblingsinsel.

Nach viel zu wenigen Tagen müssen wir auch hier unsere Zelte abbrechen. Jeder Urlaub hat einmal ein Ende. Schweren Herzens verlassen wir die Insel und blicken vom Schiff aus ein letztes Mal in den Sonnenuntergang. Tschüss Griechenland, auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen ...

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