Italien 2007: Gardasee ⇒ Bericht

Die Anfahrtspanne

Es ist schon ein Kreuz mit dem Wetter. Zuhause brennt seit Wochen die Sonne vom Himmel, beschert uns eine lange nicht dagewesene Hitze im April und während unserer Gardasee-Tour regnet es. Aber von Anfang an ...

Nach gut 600 Kilometern im Auto, die Motorräder stehen auf dem Hänger und die Fahrräder auf dem Dach, trennen uns nur noch wenige Kehren von unserem Ziel, einer Ferienwohnung in Tremosine. Das Navi blökt "... rechts ab in die Via sowieso ...", und ich Schaf folge blind der Anweisung. Eine enge Rechtskurve führt steil nach oben und das kurvige Sträßchen wird immer schmaler. Die Häuserwände kommen den Außenspiegeln gefährlich nahe, Vroni hält sich die Augen zu und schreit. Ruhig bleiben, es passt doch (gerade so). Nur noch durch den kleinen Tunnel und dahinter sieht der Weg schon wieder breiter aus. Äh, Tunnel? Aahhh Tunnel! Bis ich die Fuhre zum Stehen gebracht habe, schabt es auch schon unangenehm von der Tunneldecke und kleine Steinchen regnen herab. Ich habe die Fahrräder auf dem Dach ganz vergessen! Vronis Rad hat einen höheren Lenker und dieser nahm unangenehmen Kontakt mit der Decke auf. Die Kraft wurde durch den Fahrradrahmen weitergeleitet und nun ist der Fahrradhalter des Dachträgers verbogen. Immerhin besser, als wenn das Auto oder das Rad Schaden genommen hätten. Ich baue beide Räder ab, was durch die begrenzte Höhe gar nicht so einfach ist und nachdem wir das dunkle Loch endlich passiert haben, kommen die beiden Drahtesel wieder drauf. Später haben wir festgestellt, dass 20 Meter weiter eine breitere Straße ohne Tunnel nach oben führt!

Sellarunde

Einen Tag später haben wir uns eine Dolomitentour vorgenommen. Wir tangieren kurz den Gardasse und fahren nach Rovereto hinauf. Hinter  Rovereto fließt rechterhand der Torrente Leno di Vallarsa durch eine tiefe Schlucht. Die Hänge sind dunkelgrün mit Bäumen bewachsen und nur selten kann man das Wasser in der Tiefe glitzern sehen. In einer Kehre blickt man auf eine senkrechte Wand, an der eine Kirche zu kleben scheint. Sieht interessant aus, aber dafür wollen wir uns auf dem Rückweg Zeit nehmen. Zunächst bleiben wir auf der Straße nach Nordosten und überqueren den Passo die Sommo. Den Monte Rust mit seinen engen Kehren lassen wir rechts liegen, wir wollen lieber über das Kaiserjägersträßchen in das Tal der Brenta hinunter. Noch einmal scharf links abbiegen und schon haben wir das enge Sträßchen erreicht. Viel Zeit hat man nicht, um den genialen Ausblick zu den beiden Seen, Lago di Caldonazzo und Lago di Lévico zu genießen. Die Kehren sind eng und unübersichtlich und man tut gut daran vor den Kurven zu hupen, um sich dem potentiellen Gegenverkehr frühzeitig bemerkbar zu machen.

Von Lévico aus bis Borgo bleiben wir auf der Landstraße parallel zur stark befahrenen SS47. Dann schwenken wir nach Norden zum Passo Manghen ab. Schon kurz nach dem Abzweig zeigt ein großes rotes Schild an, dass der Pass noch geschlossen ist. Egal, dann fahren wir halt soweit wir kommen. Das Streckchen ist einfach zu schön, um daran vorbei zu fahren. Auf einer Alm machen wir Rast und lassen uns die mitgebrachten Panini schmecken. Trotz einiger dunkler Wolken brennt die Sonne gerade so schön vom Himmel. Immer weiter erklimmen wir den Pass, doch von einer Sperrung können wir nichts sehen. Irgendwann erreichen wir die Passhöhe, kurz darunter gibt es eine bewirtschaftete Hütte. Letztes Mal war da noch ein Mann, der in einem riesigen Kessel Polenta zubereitete. Heute ist die Wirtschaft leider geschlossen, nichts ist mit Cappuccino & Co. Trotzdem gut, dass wir dem „Geschlossen“-Schild im Tal unten nicht geglaubt haben. Der Manghen ist einfach ein toller Pass. Nun Dafür rollen wir locker den Berg Richtung Cavalese hinunter. Diese Seite ist (leider) besser ausgebaut, so dass wir zügig voran kommen.

Die Bundesstraße zwischen Cavales und Canazei ist etwas langweilig und irgendwie kommen wir nicht so recht vorwärts. Die Autos schleichen weit unter der erlaubten Geschwindigkeit dahin. Der Himmel zieht sich nun auch immer weiter zu und hin und wieder fallen einige wenige Tropfen Regen. Hinter Canazei kann man sich entscheiden, ob man die Sella-Runde gegen oder mit dem Uhrzeigersinn fahren möchte. Ich bin für den Uhrzeigersinn, da der Passo Pordoi von Arabba aus einfach geil zu fahren ist. So erklimmen wir zunächst den Passo Sella. Von der Passhöhe aus blickt man links auf die Kulisse von Langkofel und Plattkofel, die sich majestätisch aus dem Val di Fassa erheben. Rechts sieht man die Sellagruppe mit dem Piz Selva und Piz Boe im Vordergrund. Alle Gipfel liegen um die 3.000 Höhenmeter. Um das Sella-Massiv wollen wir nun herum fahren. Also weiter auf der seit einiger Zeit auf 60 km/h limitierten Straße. Zuerst ärgert mich die Begrenzung etwas, aber dann stelle ich fest, dass man meist eher langsamer unterwegs ist, wenn man ab und zu auch was von der Landschaft sehen möchte. Am Abzweig im Tal biegen wir zum Grödner Joch ab. Die Straße ist nun endlich wieder schmaler und die Kurven auch enger als auf der letzten Abfahrt. Macht richtig Spaß sich der Physik des Kurvenfahrens hinzugeben, unsere Reiseenduros sind in ihren Element oder besser gesagt, in einem ihrer Elemente ;-)

Kurz vor Corvara stoppen wir an einer Tankstelle. Wie am Wochenende in Italien oft üblich, ist das eine Automatentanke. Irgendwie haben wir keine Lust auf die fummelige Aktion. Mein 43 Liter Tank ist eh noch nicht am Ende und Vronis Tank wird schon noch einige Kilometer halten. So zuckeln wir durch Corvara durch und gasen zum Passo Campolongo hinauf wieder an. Zwischendurch fallen immer wieder einige wenige Tropfen. Zuwenig zum Regenkombi anziehen, aber zuviel, um wirklich mit Freude fahren zu können. Hinter Arabba beginnt endlich einer meiner Lieblingspässe, der Pordoi. Die Kehren sind prima und wenn man sich etwas anstrengt, auch gut einsehbar. Eine Dreiergruppe auf Sportlern ist vor mir. Irgendwie fehlt denen der rechte Drive für die kurvige Strecke. Die ersten beiden packe ich in einer Linkskehre. Der Vordermann sieht das im Spiegel und gibt Gas. Doch wer in einer Rechtskehre soweit wie ein LKW ausholt, muss sich nicht wundern, wenn einer innen vorbei streicht. Auch wenn es sich hier vielleicht anders darstellt, aber ich bin kein hirnloser Heizer. Man kann auch lebensbejahend flott unterwegs sein, wenn der Verkehr und die Situation es zulassen! Die Strecke ist nun fast leer und ich schwinge mich zur Passhöhe hinauf, dort warte ich auf Vroni. Der Wind ist ziemlich böig und es kostet Kraft die Maschine beim Stehen festzuhalten.

Bei der Abfahrt droht der dunkle Himmel mit einer kühlen Dusche. Bei Pozza halten wir uns westlich in Richtung Karerpass und hoffen so das Unwetter zu umfahren. Einige Kilometer weit geht das auch gut, doch schon bei Nova Levante fallen wieder dicke Tropfen. Hinter dem Passo di Lavazè zweigt ein kleines Sträßchen zum Passo d’Oclini ab. Auf der Karte kann man den Weg kaum erkennen. Doch leider sprechen zum einen das Wetter und zum anderen der fast leere Tank von Vronis Transalp gegen diese Variante. Hätten wir doch lieber in Corvara den Automaten gequält, mit dem Regen wären wir schon noch fertig geworden. Also weiter nach Cavalese und wegen der tiefschwarzen Bedrohung weichen wir wieder mal aus, diesmal nach Nordwesten ins Etschtal hinunter. Ab hier ist die Fahrt nur noch lästige Arbeit. Wir hängen parallel zur Autobahn im starken Verkehr, der einfach nicht rollen will. Bei Trento biegen wir zum Lago di Terlago ab und hoffen, dass der Verkehr im Hinterland etwas schwächer ist. Doch eine Nonna im Cinquecento eiert vor uns her und durch den reichlichen Gegenverkehr und wegen unübersichtlicher Kurven müssen wir lange hinterher wackeln. Wenigstens können wir bei dem „Tempo“ die Sicht auf die Lagi Toblino und Cavedine einigermaßen genießen. In Riva kaufen wir noch ein paar Sachen im Supermarkt ein und schaffen es dann noch ohne Regenkombi bis zur Unterkunft.

Croce Domini

Heute ist der Passo Croce Domini unser Ziel. Über Riva fahren wir zum Lago di Ledro hinauf. Obwohl, fahren ist fast zuviel gesagt, wir hängen in einer langen Reihe hinter einigen Sattelschleppern. Der Tag fängt quasi so an, wie er gestern aufgehört hat, mit sch… Verkehr. Erst hinter dem Lago die Ledro hat sich alles auseinander gezogen. Die LKW sind abgebogen oder wurden überholt und wir haben endlich freie Fahrt. Jetzt macht es richtig Spaß in die Kurven zu fallen und den Maschinen etwas Auslauf zu lassen. In Storo kaufen wir noch einige frische Panini für die Zwischenmahlzeit ein, Käse und Obst hatten wir ja gestern schon in Riva besorgt. Einige Kilometer weiter müssen wir scharf rechts abbiegen, um nach Bagolino hinauf zu kommen. Hier weist und ein rotes Schild mit der Aufschrift „Chiuso“ auf den geschlossenen Croce Domini hin. Was soll’s, gestern am Manghen sind wir trotzdem durchgekommen, vielleicht klappt es hier ja auch. Wir durchmessen rasch das Valle Caffaro, bevor wir uns am Rand des Monte Colombine die engen Kehren hinaufwinden müssen. Der Weg sieht noch ziemlich unbefahren aus, die schmutzigen Reste des Winters sind noch überall zu erkennen. Einmal kommen uns zwei Motorräder entgegen, die Hoffnung auf die Befahrbarkeit des Passes steigt, oder sind die beiden etwa umgedreht? Zumindest bis zur bewirtschafteten Hütte kommen wir. Die Weiterfahrt auf der Schotterstrecke ist mit Trassenband gesperrt und das Wort Chiuso wiederholt sich auf rotem Grund. Mist! Es ist ziemlich kalt und die Wirtschaft ist offen, also rein und Cappuccino bestellt. Wir fragen den Wirt, ob wir mit den Enduros eine Chance haben, doch der meint, dass noch zuviel Schnee läge, deshalb wäre die Strecke auch noch geschlossen.

Da uns der Umweg über den Lago d’Iseo viel zu weit ist, fahren wir fast bis Bagolino zurück. Unterwegs fängt Nieselregen an und wir ziehen die Regenkombis über, noch mal Mist :-( An der Auffahrt zum Maniva Pass rasten wir unter dichten Tannen und machen uns über unsere Panini her. Picknick im Regen haben wir auch nicht alle Tage. Nach dem Essen kurven wir weiter den Pass hinauf. Der Niesel hat zwar nachgelassen, aber noch nicht aufgehört. Die Strecke endet auf dem Parkplatz zwischen ein paar Hütten. Rechts geht es – wenn nicht geschlossen wäre - zum Croce Domini. Geradeaus nach Gardone hinunter und links auf einem schmalen Weg zum Passo della Spina. Keine Frage, in welche Richtung wir uns wenden. Doch schon nach zweihundert Metern kommt die Ernüchterung. Ein Erdrutsch hat den kompletten Weg weggerissen. Wir wälzen Karten und diskutieren, wie wir jetzt weiterfahren sollen. Das Wetter lässt auch nicht viele Alternativen zu. Letztendlich entscheiden wir uns für Gardone. Auf dem Weg ins Tal werden die zunächst zahlreichen Kurven immer weniger. Dafür nimmt wenigstens auch der Regen ab. In Sarezzo halten wir wieder auf den Gardasee zu und entledigen uns auf einem Parkplatz der Gummihäute. Weiter geht es über Lumezzane nach Odolo. Dort suchen wir das schmale Wegelchen, das uns von der Landkarte her einlädt. Zum Glück suchen wir nicht nur sondern finden es auch und folgen ihm in einer Schleife um den Ort Sábbio herum. Wir kommen durch einsame Dörfer und an alten Kirchen vorbei. Hin und wieder erhaschen wir Blicke in die belaubten Tiefen der Täler. Endlich Einsamkeit und Ruhe.

Bei Vobarno erreichen wir wieder eine Hauptverkehrsstraße, die wir natürlich schnellstmöglich wieder verlassen wollen. Ausgiebiges Kartenstudium hilft uns dabei, einen weiteren schönen Weg zu finden. Wir folgen dem Val Degagna und erreichen mit der Zeit wieder vierstellige Höhenmeter. Irgendwo zwischen zwei Kehren kommt uns ein Ziegenhirte mitsamt neugieriger Herde entgegen. Wir stellen die Motoren ab und genießen das Geläute der Glocken und die scheppernden Rufe der Tiere. Dann folgen wir weiter dem Weg und erreichen am Rifugio Cavacco wieder bekanntes Terrain. Wenige Kilometer weiter kommen wir dann an der Straße des Lago di Valvestino raus. Diese zeichnet sich aus durch Kurven, Kurven und nochmals Kurven. Nach der eher bedächtigen Fahrt durch das Naturreservat, lassen wir jetzt wieder etwas Tempo aufkommen. Die Motorräder stehen nur beim links-rechts Wechsel für kurze Zeit senkrecht, ansonsten dominieren die Schräglagen. Links steht hoher Fels, rechts geben Leitplanken den Weg vor. Bei allem Spaß mahnen beide zu vorausschauender Fahrweise. Auf dieser Strecke gibt es zwei Brücken, die den Blick auf den Stausee freigeben. Im Gegensatz zu den letzten Jahren ist aber nicht viel Wasser darin. Nicht nur bei uns, auch hier fehlte der Frühlingsregen. Bei Capovalle hat der Kurvenrausch ein Ende. Nun fällt die Straße in weiten Bögen zum Gardasee hinab. Wir fahren die westliche Uferstraße hinauf, die von zahlreichen Tunneln überdeckt wird. Nur an wenigen Stellen wird der Blick zum See hin freigegeben, auf dem Surfer ihre Bahnen ziehen. Uns friert es ein wenig, als wir die Wassersportler sehen, doch nun haben wir auch nicht mehr weit, bis zur heißen Dusche.

Monte Baldo

Auf der anderen Seite des Sees, so ziemlich gegenüber, erhebt sich der Monte Baldo. Damit die Anfahrt nicht so profan abläuft, erklimmen wir vorher noch den Monte Velo. Also auf nach Arco, zum Einstieg des Velo. Die Auffahrt ist eng und voller Kehren, also genau richtig. Der größte Teil des Weges verläuft im Wald, Aussicht hat man hier fast nur im Winter, wenn die Bäume ohne Blätter sind. Bei den engen Kurven bleiben die Augen aber eh besser auf der Straße, in den Kurven liegt oft genug feuchter Schmutz. Als es langsam wieder hell wieder, haben wir den höchsten Punkt erreicht. Die Wälder weichen zurück und ein Hochtal öffnet sich. Links führt die Straße zum Monte Bondone, aber diese Strecke heben wir uns für ein anderes Mal auf. Heute lassen wir uns rechterhand ins Tal des ehemaligen, nun trockenen, Lago di Loppio hinab gleiten. Am Talgrund biegen wir links nach Mori ab, dort suchen wir uns die Auffahrt zum Monte Baldo. Doch wir fahren nicht gleich ganz hinauf. Auf der Karte locken einige zart gezeichnete Wege, die ziemlich klein, wenn nicht gar unbefestigt sein könnten. Leider enden wir in einer künstlichen Sackgasse. Künstlich deshalb, weil es theoretisch noch weiter geht, uns aber die entsprechenden Schilder die Weiterfahrt verwehren. Wir nutzen die Gelegenheit gleich, um uns im Restaurant an der Ecke bei Cappuccino am Holzofenfeuer aufzuwärmen. Die feuchtkalte Luft ist nicht gerade angenehm. Danach rollen wir zur Kreuzung zurück und folgen der Kammstraße weiter nach Süden. Die Strecke verwöhnt uns mit landschaftlichen Schönheiten. Wiesen, Wälder, Felsen, tiefe Täler und noch einiges mehr. Bei Caprino erreichen wir das Tal der Etsch, das wir nach Osten hin durchqueren. Wir folgen einer vom ADAC ausgearbeiteten Tour, die in der Motorradkarte Südtirol eingezeichnet ist. Ich weiß nicht, wer die Tour ausgearbeitet hat, aber schön ist die Strecke nicht. Nur verkehrsreiche Hauptstraßen und von der Landschaft her könnte es auch besser sein. Das Ganze ändert sich erst, als wir Vestenanova erreichen. Ab hier macht das Fahren wieder Spaß. Doch mit der vorgeschlagenen Tour sind wir schon fast wieder am Ende. Wir genießen die nun endlich schöne Strecke, bis wir an einen Abzweig kommen. Hier haben wir die Wahl zwischen dem Passo Xon und den Passo di Campogrosso. Wir entscheiden uns für den Xon, weil die Straße etwas breiter aussieht und es langsam pressiert. Wir haben noch jede Menge kurvenreicher Kilometer vor uns und wollen nicht zu spät zum Essen kommen. Nach Rovereto hinunter lassen wir es ordentlich laufen. Ein einheimischer Rollerfahrer zeigt uns dabei seine halsbrecherischen Drängel- und Überholkünste. Wahnsinn, wie der bis jetzt überlebt hat! Als wir durch Mori rollen, ist es für das obligatorische Eis in unserem Geheimtipp leider schon zu spät. Wir müssen weiter düsen und sind gerade noch rechtzeitig zum Abendessen beim Hotel zurück. Das ist halt der Nachteil bei Halbpension …

Tremalzo

Nach dem Frühstück checke ich die Maschinen. Ölstand prüfen usw. Bei meiner Twin ist die Kette am Ende. Erst gestern hatte ich sie gespannt, heute ist sie schon wieder zu locker. Na ja, die paar Tage wird sie noch halten. Wir wohnen hier direkt am Fuß des Tremalzo Passes, was liegt also näher, als diesen hinauf zu fahren. Vroni ist das erste Mal auf der Schotterseite, deshalb fährt sie lieber als Sozia mit und will sich die Strecke erstmal anschauen. Im Gegensatz zu früher, ist der untere Teil schon ziemlich weit geteert. Trotzdem ist es toll, wie sich die Nebelschwaden aus dem Tal erheben, während wir den Weg hinauffahren. Einige Waldarbeiter holzen gerade im Grün herum und versperren dabei den Weg. Doch sie räumen ihn rasch frei, damit wir passieren können. Dann fängt endlich der Schotter an. Zu zweit sind die engen Kehren schon eine Herausforderung, aber wir kommen gut über die Runden, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Ausblicke sind gigantisch und wir halten oft an, um die Landschaft, den Geruch und die Geräusche der Natur zu genießen. Wie üblich weht der Wind hier oben Wolkenfetzen durch das Tal den Berg hinauf. Ein beeindruckender und fast gespenstischer Anblick. Je höher wir kommen, desto übler wird der Untergrund in den Kehren. Ich spüre, wie Vroni manchmal zusammenzuckt, wenn wir dem Abgrund nahe kommen, oder das Hinterrad etwas rutscht – oder gar beides gleichzeitig passiert. Zwischendurch passieren wir einige dunkle Tunnel, min denen es deutlich kühler ist und es uns fröstelt. Der Tunnel auf der Passhöhe ist der längste und auch dunkelste. Hier muss man aufpassen, da man fast nichts sieht und man nie weiß, wie der Untergrund beschaffen ist. Durch die Feuchtigkeit und die Kühle sind auch vereiste Stellen möglich. Hinter dem Tunnel führen uns zwei oder drei Kehren ein paar Höhenmeter hinab und dann geht es in einem großen Bogen zum Tremalzo Restaurant und wir freuen uns schon auf den heißen Cappuccino.

Nach der Pause fahren wir durch das Valle San Michele wieder nach Tremosine zurück. Auch diese Strecke ist geschottert, wenn auch nicht ganz so spektakulär gewunden wie der Tremalzo. Dafür kommen wir an einem tollen Wasserfall vorbei, der bei der derzeitigen Wetterlage natürlich über ausreichend flüssiges Material verfügt. Weiter unten führt der Weg hauptsächlich durch mehr oder weniger dunklen Wald und endet bei Villa an einer Teerstraße. Nach der erfolgreichen Schottertour wollen wir das Eis von gestern nachholen. Wir rollen zum See hinab und weiter nach Mori. Kurz vor dem Ziel fängt es an zu regnen und wir schaffen es gerade noch vor dem großen Wolkenbruch ins Eiscafé. Trotz des Wetters lassen wir uns die Leckerei schmecken und ordern gegen das Auskühlen und um ein mögliches Ende des Regens abzuwarten gleich noch einen Cappucci hinterher. Für die Rückfahrt müssen wir dann aber doch noch in die Regenklamotten schlüpfen. Das sonnige Italien hatten wir uns etwas trockener vorgestellt :-(

Wandertag

Wegen des schlechten Wetters und weil es vom Hotel angeboten wurde, nehmen wir am vorletzten Tag an einer geführten Wanderung teil. Unsere Gruppe ist überschaubar, sie besteht aus einem italienischen Pärchen, Vroni und mir und dem Führer. Von der Wanderung selbst will ich nicht viel schreiben, außer dass sie Spaß gemacht hat. Die Tour verlief rund um Tremosine und unser Führer wurde nie müde, uns die Sehenswürdigkeiten zu erklären. Lustig war, dass er ständig zwischen italienischer, deutscher und französischer Sprache wechselte. Die Streckenlänge betrug zwar nur 10 Kilometer, aber es ging ständig bergauf oder bergab und so hatte es für einen leichten Muskelkater gereicht. Den Nachmittag verbrachten wir dann zur Erholung im Hallenbad unseres Hotels.

Verona

Der letzte Tag begann schon am Morgen mit Regen. Deshalb lassen wir die Moppeds stehen und fahren mit dem Auto zur Stadtbesichtigung nach Verona. Dazu müssen wir um den Gardasee herum fahren. Zu dieser frühen Stunde und bei dem miesen Wetter ist zum Glück nicht viel los auf den Straßen. Erst kurz vor unserem Ziel wird der Verkehr dichter. Wir suchen uns ein Parkhaus in der Nähe des Zentrums und stapfen dann, mit einem Schirm bewaffnet los. Wir besuchen das römische Theater, in dem im Sommer Freilicht-Opern aufgeführt werden. Die Piazza delle Erbe ist das touristische Zentrum der Altstadt. Bei dem schlechten Wetter wirken die umliegenden schönen Gebäude jedoch etwas trist. Wir schauen uns noch den berühmten Balkon von Julietta (Romeo und Julia) an, flüchten danach jedoch in ein kleines Café. Irgendwie macht das alles bei dem Regen keinen Spaß. Nach der Stärkung flüchten wir wieder nach Tremosine zurück. Auf dem Weg wollen wir uns noch die Halbinsel San Virgilio am Gardasee anschauen, doch bei strömenden Regen verkneifen wir uns das lieber. Stattdessen besuchen wir lieber unser Eiscafé in Mori und genießen den letzten italienischen Eisbecher dieser Tour.

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