Kroatien 2007: Bericht ⇒ Back to the roots ...

Seit Jahren fuhren wir fast immer mit den Maschinen auf dem Anhänger los. Bequeme Anreise, wetterunabhängig und kostengünstig. Zur Abwechslung und weil wir Lust darauf haben, starten wir diesmal direkt mit den Zweirädern. Der erste Teil der Strecke, von Karlsruhe bis Pfronten, rödeln wir auf der Autobahn ab, damit wir ein Stück vorwärts kommen. Soweit die Theorie. In der Praxis stehen wir dreimal im Stau und hier meine ich richtig stehen, nicht zähflüssiges Dahinrollen. Durch die Koffer ist auch ein Durchmogeln kaum möglich, so dass unsere Geduld schon arg strapaziert wird. Im Auto hätten wir jetzt wenigstens Musik und Nachrichten.

Bei Pfronten geht es endlich von der langweiligen Autobahn runter und weiter nach Österreich hinein. Nach dem die Tanks mit etwas günstigerem österreichischem Sprit und wir mit stärkendem Milchkaffee gefüllt sind, geht es endlich richtig los. Bei Bichlbach entfleuchen wir der zum Fernpass ziehenden Autokarawane und biegen ins Namloser Tal ab. Hier sind wir fast alleine unterwegs und können uns nach der eher langweiligen Anreise in Ruhe an die vielen Kurven gewöhnen. Mit dem ganzen Gepäck ist schon eine kleine Anpassung notwendig. Doch sehr schnell läuft es immer runder, so dass weder Fahrspaß noch Sightseeing zu kurz kommen. Um wieder Richtung Osten zu kommen, wählen wir den Weg über das Bschlaber Tal und das Hahntennjoch. In den Höhenlagen ist es schon ziemlich frisch und da ich defekten Griffheizungsregler an Vronis Transalp tags zuvor durch den von meiner Twin ersetzt habe, stehe ich nun mit kalten Griffeln da. Daran bin ich aber selbst schuld, ich hätte ja wenigstens einen einfachen Schalter einbauen können, bis das Ersatzteil eintrifft.

Kurz vor Imst werden wir vor einer Radarkontrolle gewarnt. Da wir jedoch eher touristisch als sportlich unterwegs sind, ist die Urlaubskasse diesbezüglich nicht in Gefahr und wir können entspannt weiter rollen. Den Ort umfahren wir durch einen langen Tunnel und erreichen schon bald das Ötztal. Dort lassen wir das Ötzi-Museum links liegen und steigen lieber die Kehren zum Kühtai hinauf. Auf den umliegenden Bergen liegt schon etwas Schnee, was die gefühlte Temperatur noch etwas sinken lässt. Trotzdem bin ich lieber bei kühlem Wetter unterwegs, mit leichter Gänsehaut erlebe ich die Eindrücke dann irgendwie noch intensiver. Auf kleinen Nebenstraßen umgehen wir Innsbruck und erreichen bald darauf unser Etappenziel Schönberg. In diesem Ort haben wir schon öfter übernachtet, doch diesmal will niemand ein Zimmer frei haben. Obwohl überhaupt nicht los zu sein scheint, ist alles besetzt oder geschlossen. Nach einigem Suchen werden wir dann im Hotel Stubai aufgenommen, nicht ganz unsere übliche Preisklasse, aber nettes Zimmer und nette Leute.

Das Abendessen nehmen wir mit einer ganzen Busladung Rentner ein. Zu deren Vergnügen gibt es Live-Volksmusik. Da wir unmittelbar hinter den Musikanten sitzen, ist es für uns etwas laut, so dass wir dort nicht lange aushalten, zumal die Musikrichtung auch nicht gerade unser Geschmack ist. Das soll keine Kritik gegen die Volksmusik sein, hier passen diese Lieder hin und in diesem Rahmen kann man sich das auch anhören, nur halt nicht unbedingt so dicht (laut) bei den Akteuren sitzend. Da leider kein anderer Platz mehr frei ist, ziehen wir das ruhige Zimmer vor.

Am Morgen starten wir bei ca. 6°C (brrrr!) und fahren auf der alten Brennerstraße bis nach Brixen hinunter. Hier sind wir in Italien, das merkt man gleich an der Fahrweise der Autos. Wir biegen auf die leider stark befahrene SS49 ins Pustertal ab und quälen uns vorwärts. Vor uns fahren die Einen zu langsam, weil sie sich die Landschaft anschauen wollen (von der Bundesstraße aus?) und hinter uns drängen die Anderen, weil sie es eilig haben. Zum Glück können wir nach einigen Kilometern auf parallel verlaufende Pustertaler Sonnenstraße abzweigen. Der Verkehr bleibt im Tal und wir flüchten uns bis auf 1.200 Metern Höhe hinauf. Der Name der Straße ist heute Programm, trotz der Höhe erwärmt sich die Luft auf angenehme Temperaturen, es ist sogar wärmer als zuvor im Tal unten. Linkerhand erheben sich die schneebedeckten Gipfel von Mutenock und Knapphenne, beide knapp 2.500 Meter hoch. Neben der Straße grasen bunt gescheckte Kühe und in der Luft liegt ein Duft von frischem Holz. Aus den Kaminen der Häuser steigen leichte Rauchfahnen. Einfach traumhaft hier entlang zu gleiten und die Eindrücke aufzusaugen. Das Städtchen Bruneck holt uns in die Realität zurück, Autos, Umleitungen, Orientierungsprobleme. Doch wir können dem Ganzen rasch entfliehen, suchen und finden den Weg ins Antholzer Tal und eilen dem Staller Sattel entgegen. Am malerisch gelegenen Antholzer See fahren wir im Schatten eines dichten Waldes, so wird es noch mal bitter kalt. Ausgerechnet hier müssen wir 20 Minuten warten. Die Straße zum Staller Sattel hinauf ist nämlich so schmal, dass man nur abwechselnd hinauf oder hinunter fahren kann. Bis wir endlich los dürfen, unterhalten wir uns mit einem Pärchen, das auf einer Goldwing unterwegs ist. Bequeme Sessel, Musik, so kann man auch „Motorrad“ fahren.

Endlich wird die Ampel grün. Die Straße ist wirklich schmal und der Platz wird noch knapper, als uns eine Kuhherde entgegen kommt, die gerade ins Tal getrieben wird. Hautnah spazieren die haarigen Damen vorbei und glotzen uns mit großen Augen an. Jeder zu heftige Hüftschwung kann uns die steile Böschung ins Tal hinunter schubsen. Also gar nicht dran denken und sich ganz ruhig verhalten. Auf der Passhöhe oben ist eine Menge los. Autos, Motorräder, Fahrräder und jede Menge Leute. Da starten wir lieber gleich durch und suchen das Weite. Nun sind wir wieder in Österreich. Wir rollen ins Tal hinab und nutzen die erste Möglichkeit, um uns bei einer Frittatensuppe und einem Milchkaffee aufzuwärmen. Im Windschatten der Terrasse lässt es sich da gut aushalten. Nach der Stärkung fahren wir gemütlich weiter und folgen dem Verlauf der Schwarzach, bis wir die Bundesstraße nach Lienz erreichen. Nun geht es zwangsläufig etwas flotter, aber landschaftlich nicht weniger schön weiter. In Lienz ergänzen wir die Spritvorräte, da wir nicht wissen, wie es sonntags mit den Öffnungszeiten der Tankstellen auf dem Land bestellt ist. Nach dem Tanken wenden wir uns wieder Richtung Westen, verlassen aber die Hauptstraße und fahren auf der parallel verlaufenden Pustertaler Höhenstraße weiter. Es ist hier oben so schön, dass Vroni mich fragt, warum wir nie Urlaub in Österreich gemacht hätten. Das erste was mir einfällt ist, „… weil es hier so wenig Dünen gibt?“ ;-). Rechts türmt sich das Deferegger Gebirge auf, links erheben sich die Lienzer Dolomiten und die Gailtaler Alpen. Wir machen zweimal lange Pause, um Zeit zu haben, die ganzen tollen Eindrücke aufzunehmen und zu verarbeiten. Vielleicht sollten wir noch ein oder zwei Tage in Österreich dranhängen und dann erst nach Kroatien weiter?

Kurz vor Sillian wechseln wir wieder die Richtung, wir müssen schließlich weiter nach Osten kommen. Auf der Karnischen Dolomitenstraße fahren wir durch das Tiroler Gailtal und das Lesachtal. Da wir nun auf der Nordseite der Berge sind, rollen wir meist im Schatten bei entsprechend kalten Temperaturen dahin. Die Blicke zu den sonnigen Hängen der Lienzer Dolomiten wärmen da auch nicht wirklich, so schön dort auch alles aussieht. Obwohl es noch früher Nachmittag ist, würde ich hier gerne eine Unterkunft suchen und noch etwas entspannen, sowie den morgigen Tag noch in Österreich verbringen. Aber Vroni will lieber weiter, so gut es ihr hier auch gefallen mag. Wir fahren noch bis Rattendorf weiter und wechseln dann über den Nassfeldpass nach Italien hinüber. Die Straße ist teils wellig und mit Schlaglöchern übersäht. Genau das richtige für zwei Reiseenduros. Wir hetzen die Kurven zum Pass hinauf, halten auf der Höhe kurz inne, um die Aussicht auf den See zu genießen und lassen uns dann genauso kurvenreich nach Italien hinab fallen. Von Pontebba bis Tarvisio nutzen wir die Schnellstraße. Wir wollen noch etwas vorwärts kommen, denn um diese Jahreszeit wird es bald dunkel und damit auch noch kälter, als es eh schon ist. In Tarvisio biegen wir zum Passo Predil ab, um nach Slowenien zu kommen. Die Kurven lassen sich gut fahren, die Straße ist in einem besseren Zustand als auf dem vorigen Pass. Dank EU ist der Grenzübertritt unproblematisch, das übliche kaum wahrnehmbare Kopfnicken des Grenzers ist die ganze Formalität. In Log Pod Mangrtom gibt es ein Lokal, in dem ich auf früheren Touren schon öfters Kaffe getrunken habe. Ein großes Schild mit der Aufschrift „SOBE“ zeigt an, dass es dort auch Zimmer gibt. Da die Küche nicht mehr lange geöffnet ist, bestellen wir gleich unser Abendessen, bevor wir das Zimmer beziehen. Vroni wählt Forelle, frisch aus der Soča gezogen. Da ich kein Fischfreund bin, lasse ich mir die Grillplatte servieren. Die lange Fahrt und der kühle Fahrtwind haben uns hungrig gemacht. Das Essen ist zwar recht Lecker, aber das Zimmer ist weniger unser Geschmack. Die Heizung geht nicht, das Bad ist auf dem Flur und auf heißes Wasser müssen wir lange warten. Die Betten sind eher italienisch, d. h. die Matratzen biegen sich bis fast auf den Boden durch. Nicht gerade ideal für müde und durchgefrorene Reisende. Dafür dürfen wir wenigstens die Moppeds in die Garage des Wirtes stellen.

Am Morgen ist es eiskalt. Zuerst im Zimmer und dann natürlich auch draußen beim Fertigmachen zur Weiterfahrt. Über Bovec fahren wir nach Kobarid. Dort geht es am Ufer der Soča entlang, deren verdunstendes Wasser das ganze Tal in dichten Nebel hüllt. Unsere Visiere beschlagen und wenn wir sie aufklappen, wird es eisig im Gesicht und die Brillen beschlagen auch noch. Manch einer wird diese Probleme kennen. So kommen wir Visier wischend und Brillen putzend nur zögerlich weiter. Manchmal, wenn die Straße etwas ansteigt, kommen wir auch mal über den Nebel hinaus. Dann haben wir freie Sicht und es bietet sich ein tolles Bild mit wärmender Sonne am Himmel und unter uns im Tal liegenden Wolken.

Mittags, in der Gegend um Postojna, sind zahlreiche Höhlen ausgeschildert. Wir beschließen eine davon zu besichtigen. Auf dem Parkplatz davor ziehen wir halbwegs wandertauglich um, und verschließen unsere Sachen sicher an den Maschinen. An der Kasse erfahren wir dann, dass die nächste Führung erst in anderthalb Stunden beginnt. Das ist zu lange für uns Ungeduldsknochen. Hätten wir doch lieber vor unserer Umzieh-/Umpackaktion gefragt. Also Kommando zurück, wieder in die Motorradklamotten schlüpfen und weiter düsen. Etwas später verlassen wir die bergige Gegend und fast schlagartig verwandelt sich die Landschaft. Auf einmal wirkt alles mediterran, die Häuser, die Landschaft, der Geruch. Im Nu steigt auch die Temperatur soweit, dass wir die Pullover ausziehen und die Winterhandschuhe gegen die Sommer-Pendants wechseln können. Ja, es wird sogar richtig heiß, die Temperaturanzeige an der Twin klettert bis auf unerwartete 26°C!

Bei Rupa überqueren wir die Grenze. Hier schauen sich die Grenzer sogar unsere Pässe an, winken uns dann aber rasch weiter. Wir sind in Kroatien. Durch den Bauboom der letzten Jahre stimmen Landkarte und Natur nicht mehr so ganz überein, so dass wir noch an der Grenze einige Orientierungsprobleme haben. Nach dem diese gelöst sind und der richtige Weg unter den Rädern dahin saust, eilen wir dem Mittelmeer entgegen. Die Industriestadt Rijeka umfahren wir weiträumig und hangeln uns dann an der Küste entlang nach Süden. Unser Ziel ist Brestova, von dort aus geht eine Fähre zur Insel Cres hinüber. Vom Hügel oberhalb des Ortes sehen wir die Fähre in Richtung Insel fahren, das heißt, wir haben sie nur knapp verpasst. Am Kassenhaus erfahren wir, dass die nächste erst in knapp eineinhalb Stunden fährt. Ich besorge zwei Getränke im Lokal am Hafen und dann warten wir uns den Wolf. Wenigstens ist das Schiff pünktlich. Wir parken die Maschinen zwischen Autos und Wohnmobilen und genießen die Überfahrt im Freien auf dem Deck. Nach einer halben Stunde ist die Passage überstanden und, wie anscheinend überall auf Fähren üblich, hat jeder Angst er müsse auf dem Dampfer bleiben. Viel zu früh werden die Motoren gestartet und jeder will als erstes an Land fahren – leichtes Chaos. Wir warten im Hafen kurz ab, bis die ungeduldigen Fahrer weg sind und fahren dann auf der einzigen Straße die von hier weg führt, in Richtung Inselmitte. In der Stadt Cres bekommen wir in der Touristeninfo ein schönes Privatzimmer mit Bad, Terrasse, Satelliten-TV und einer Garage für die Moppeds vermittelt. Das Ganze sogar in Stadtkern-/Hafennähe, so dass alles zu Fuß erreichbar ist. Ok, so groß ist der Ort aber auch nicht ;-). Abends essen wir in einem Restaurant im Hafen. Es ist nicht viel los um diese Jahreszeit, so dass es wenigstens keine Platzprobleme gibt.

Mit dem Frühstück ist es leider nicht ganz so einfach. In den meisten Lokalen gibt es zwar Kaffee, aber nichts zum Beißen. Oder sie machen um diese Jahreszeit erst so spät auf, dass wir da schon auf Achse sind. Aber wozu haben wir eigentlich die schöne Terrasse? Wir kaufen alles Nötige ein und da wir auch die Campingausrüstung dabei haben, können wir mit dem Kocher unser Kaffeewasser heiß machen. Nach dem Frühstück starten wir dann endlich zur Erkundung der Insel. Unser erstes Ziel ist die Ortschaft Valun. Motorfahrzeuge müssen oberhalb des Ortes parken. Von dort aus führen Treppenstufen zum Ortskern und zum kleinen Hafen hinunter. Das schöne Ambiente wird durch die frühe Tageszeit und die in der Nachsaison fehlenden Touristenströme nur unterstrichen. Ich komme mit einem alten Mann ins Gespräch, der gerade die alte Farbe von seinem Boot kratzt. Wie viele Menschen auf den Inseln hier spricht er italienisch, so dass ich ihn halbwegs verstehen kann. Nein, er sei kein Fischer. Er brauche das Boot nur zum privaten Angeln. Aber manchmal, wenn das Anglerglück im hold sei, würde er auch etwas an die umliegenden Küchen verkaufen. Eines der Restaurants liegt direkt am kleinen Hafen und die Terrasse grenzt direkt an das Meer. Schade, dass jetzt nicht Abend ist, mit dem Meeresrauschen im Hintergrund schmeckt es bestimmt noch mal so gut.

Nach einigen Kilometern schmaler Straße, die von Steinmauern eingefasst ist, erreichen wir Lubenice. Das Dorf liegt auf einer Landzunge, hoch oben über dem Meer. Gleich am Ortseingang zieht eine kleine Kirche die Blicke auf sich. Die Tür ist nicht verschlossen, so können wir einen Blick ins Innere werfen. Blaue Farben dominieren an der Wand hinter dem spärlich verzierten Altar. Das Morgenlicht, das durch die kleinen Fenster tritt, lässt sie schwach aufleuchten. In den alten, aber sauber hergerichteten Häusern, die sich an die Kirche anschließen, wohnen nur noch einige wenige alte Leute. Eine Frau steht an der Straße und verkauft Honig und selbst gebrannten Schnaps. Vom anderen Ende des Ortes aus kann man weit aufs tiefblaue Meer hinaus schauen, ein schöner Platz zum träumen. Laut Landkarte beginnt ganz in der Nähe ein unbefestigter Weg, der an einem See vorbei nach Süden führt. Der Einstieg ist nicht schwer zu finden, aber der Untergrund hat es in sich. Große scharfkantige Steine und tiefe Spurrillen erschweren das Weiterkommen. Das Ganze soll noch 30 Kilometer so weiter gehen. Wenn wir hier eine Reifenpanne haben sehen wir alt aus. Werkzeug und Ersatzschlauch liegen nämlich gut verstaut in unserem Zimmer. So fahren wir etwas enttäuscht zur Teerstraße zurück und nehmen lieber den zivilisierten Weg nach Süden.

Plötzlich wirft Vroni den Anker und ich kann gerade noch ausweichen. Eine Schlange liegt auf der Straße und wärmt sich auf dem Asphalt. Sofort laufe mit dem Fotoapparat zurück. Aber ich sehe nur noch den Schwanz des Reptils zwischen den Steinen verschwinden, Pech gehabt. Überhaupt haben wir in Slowenien und Kroatien eine Menge Schlangen gesehen. Leider waren viele schon tot und lagen überfahren auf der Straße. Bei unseren Wüstentouren haben wir noch nie eines der Tiere zu Gesicht bekommen, weder tot noch lebendig. Vielleicht ist es auch besser so …

Auf dem Weg nach Osor, versuchen wir immer wieder einen kleinen Badestrand zu finden. Leider ist die Küste ziemlich felsig und lädt nicht gerade zum Eintauchen in das kühle Nass ein. So erreichen wir trocken den Kanal bei Osor. Diese Wasserstraße soll seinerzeit von den Römern angelegt worden sein, was aber umstritten ist. Durch den Bau wurde die Insel Cres geteilt. Der Teil auf der anderen Seite heißt Mali Lošinj. Über den Kanal führt eine Schwenkbrücke, die sich mehrmals am Tag dreht und den Weg für die Boote frei gibt. Wie üblich dreht sich bei unserem Besuch natürlich nichts, obwohl wir eine ganze Weile in einem Eiscafé sitzen und auf eine Regung des Stahlungetüms warten. Dann halt eben nicht, versuchen wir lieber eine schöne Stelle zum Baden zu finden. Hinter dem Friedhof führt ein schmaler Weg zu einer Ruine. Wir ignorieren schlechten Gewissens das Verbotsschild und nehmen den Schotterweg unter die Räder. Nach wenigen hundert Metern erreichen wir das zerfallene Gebäude und hier ist auch der Weg zu Ende, er wurde irgendwann schlicht weggespült. Ich erkunde einen kleinen Kai aus Beton, der ein idealer Ausgangspunkt für einen Badespaß ist. Wir parken die Maschinen, kramen unsere Badesachen zusammen und machen es uns dann auf dem Betonklotz gemütlich. Brrr, ist das Wasser kalt. Wasserratte Vroni macht das nichts aus, rasch ist sie im Meer eingetaucht und schwimmt hinaus. Mir ist das Wasser nicht warm genug. Weiter als bis zur Kniescheibe freunde ich mich nicht mit den Wellen an. Da liege ich schon lieber etwas in der Sonne und beobachte meine Beste, die für meine Begriffe wieder mal viel zu weit hinausschwimmt.

Einige Zeit später erreichen wir den gleichnamigen Hauptort von Mali Lošinj. Um sein Fahrzeug in der Stadt parken zu können, muss eine Parkkarte gelöst werden. Anscheinend gilt diese Regelung aber nur für Autos, so dass wir es den einheimischen Zweiradfahrern gleich tun und an der Schranke vorbei düsen. Im Hafen stellen wir die Enduros ab, laufen an der Promenade entlang und suchen uns unter den zahlreichen Eislokalen eines aus, von dem aus wir unsere Moppeds im Blick haben. Ich mach’s kurz, es war das schlechteste Eis meines Lebens. Noch zwei Stunden später habe ich den komischen Geschmack im Mund und mir ist sogar etwas übel. Wegen der langen schmalen Form der Insel gibt es keine Alternativen für die Rückfahrt, wir müssen den gleichen Weg nehmen. Zurück in Cres, wollen wir etwas einkaufen, um am Abend selbst zu kochen. Leider ist die Qualität des Gemüses nicht besonders gut, so dass wir doch lieber in ein Restaurant gehen.

Nach einem gemütlichen Frühstück auf unserer Terrasse, fahren wir zum Hafen von Merag. Dort nehmen wir die Fähre zur Insel Krk hinüber. Nach einer knappen halben Stunde haben wir wieder Land unter den Rädern und machen uns auf den Weg zur Stadt Krk. Die Motorräder parken wir gleich am Beginn der Fußgängerzone, dort wo auch die Einheimischen ihre Maschinen abgestellt haben. Dann begeben wir uns per Pedes auf Besichtigungstour durch die engen Gassen. Eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeit der Stadt ist der Dom, der im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut wurde. Im inneren finden sich zahlreiche gotische Kruzifixe und Skulpturen, sowie das berühmte silberne Altarblatt der Frankopanen aus dem Jahr 1447. Des Weiteren finden sich auch Grabplatten früherer Bischöfe von Krk und noch vieles mehr an verschiedenen „Schätzen“. Nach der Kühle der Kirche laufen wir durch die engen Gassen, schauen neugierig in die Geschäfte und drängen uns durch Touristenströme und lärmende Schulklassen. Natürlich beschließen wir den Rundgang nicht, ohne einen schönen Cappuccino in einem der Straßencafés zu genießen. Von Krk aus halten wir uns dann in nördlicher Richtung und enden in der Stadt Vrbnik. Das Gewirr von Einbahnstraßen verwirrt uns etwas und so verpassen wir den Weg zum Stadtkern. Dafür finden wir etwas außerhalb eine nette Badebucht, deren Angebot wir gerne annehmen. Einige andere Badegäste liegen auf der Betonmole in der Sonne und genießen die Wärme. Wir gesellen uns dazu und Vroni geht gleich ins Wasser. Ich mag gar nicht hinschauen, wie weit sie wieder aufs Meer hinausschwimmt. Vielleicht können wir auf der Rückfahrt auf diese Weise das Fährgeld für sie sparen ;-). Von Vrbnik aus machen wir dann noch einen Umweg über Silo, ganz im Norden der Insel. Wir finden einen schönen Schotterweg, den wir gleich in unsere Tour mit einbauen. Etwas staubig erreichen wir wieder die Straße nach Süden und müssen uns nun sputen, um die Fähre nach Cres nicht zu verpassen. Trotz einem Verfahrer und dem damit verbundenen Umweg erreichen wir noch rechtzeitig den Hafen. Tickets lösen und gleich rauf aufs Schiff. Wieder auf Cres angekommen, reicht die Zeit noch für einen Abstecher zur Nordspitze der Insel. Eine schmale Straße führt durch Eichenwälder. Links geht es steil hinauf und rechts steil herunter. Leider steht die Sonne schon hinter dem Bergkamm, so dass es in zweifacher Hinsicht ziemlich schattig ist. Trotzdem, oder gerade deswegen erstrahlen die Häuser des Örtchens  Beli im Licht der tief stehenden Sonne. Das ganze Dorf steht erhaben auf der Spitze eines Hügels. Von dort aus führt ein steiler Weg zum Strand hinunter, den wir natürlich gleich erkunden. Doch dort unten ist es schattig und kühl und zum Baden ist es nun auch etwas spät. So treten wir den Rückzug an und schlängeln uns zwischen Schafen und Ziegen hindurch zur Hauptstraße zurück. Die letzten Kilometer zu unserer Unterkunft legen wir im Dunkeln zurück. Dank der guten Straße ist das aber kein Problem.

Nach einem Pausen-/Relax-/Faulez-/Erholtag setzen wir wieder zur Insel Krk über. Diesmal nutzen wir das Eiland nur als Sprungbrett zum Festland hinüber. Rasch haben wir Krk durchquert und gelangen über eine Brücke an das Festland-Ufer. Normalerweise kostet die Brücke Maut, aber niemand will Geld von uns und wir können durchfahren. Wegen unseres frühen Aufbruchs haben wir auf das Frühstück verzichtet, das wollen wir jetzt aber nachholen. Ein paar Kilometer südlich unserer Landungsstelle, fahren wir von der Küstenstraße ab und kurven zu einem kleinen Ort hinunter. Auf einer kleinen Terrasse direkt am Meer stehen Stühle. An einem der Tischchen sitzt ein älterer Mann, liest Zeitung und hat einen Kaffee vor sich stehen. Dann müssen wir aber doch enttäuschte Gesichter machen, Kaffee gibt es, aber kein Frühstück, teilt uns die junge Bedienung mit. Na gut, dann trinken wir wenigstens einen Cappuccino. Kaum ist dieser serviert, kommt die Mutter der Bedienung aus dem Haus und meint, wenn wir wollen, würde sie uns ein Frühstück bereiten. Klar wollen wir und einige Zeit später bekommen wir Schinken, Käse, Butter, Marmelade und frisches Brot. Wir packen noch unsere Reste von gestern dazu, Tomaten, noch mehr Käse und Gurken. Der Tag ist gerettet.

Eigentlich wollten wir in die Berge hinauf, einige Höhenmeter hatten wir auch schon gemacht, aber irgendwie habe ich die richtige Abzweigung verpasst und nun stehen wir wieder an der Küste. Den Blick den Vroni mir zuwirft, kann sich jeder vorstellen, zumal ich nicht nur eine Karte, sonder auch gleich zwei GPS-Geräte am Lenker habe ;-). Was soll’s, dann nehmen wir halt die nächste Straße. Diesmal sind wir richtig. Kurvenreich werden wir zum Banska Krala hinaufgeführt. Irgendwann zweigt links ein schmaler halbwegs übel aussehender Weg in einen dunklen Wald ab. Einige Schilder stehen davor, die sind aber total verrostet und zerschossen. Ich muss Vroni nicht lange fragen, natürlich fahren wir da rein. Die Strecke ist ein Traum. Mal schlecht geteert, dann wiederum nur mit Schotter bedeckt, schlängelt sich der Weg zwischen weißen Felsen und durch bunte Wälder hindurch nach Westen. Hin und wieder steht ein einsames Haus auf einer Lichtung. Nach ca. 30 Kilometern, erreichen wir wieder „zivilisiertes“ Gebiet. Wir nutzen die Gelegenheit, um Brotzeit einzukaufen und zu tanken. Dann finden wir auf der Karte eine Strecke, die etwas weiter nördlich parallel zum eben gefahrenen Weg, zurück nach Osten verläuft. Nach dem wir den Einstieg gesucht und gefunden haben, werden wir auch diesmal nicht enttäuscht. Ähnlich eng windet sich auch dieser Weg durch die Landschaft, nur ist der Schotteranteil höher und wir müssen mehr Höhenmeter überwinden. Laut Vronis Karte ist das die Bundesstraße 32 ;-). Bei Jasenak erreichen wir wieder Asphalt und treffen dort auf eine Gruppe deutscher Motorradfahrer, die sich gerade zu orientieren versuchen. Wir erklären ihnen unseren gerade zurückgelegten Weg, den sie mit ihren unbeladenen BMW GS auch leicht fahren können sollten.

Wir düsen weiter nach Ogulin. Von dort aus folgen wir einer kleinen Straße, die uns an einem halb ausgetrockneten See, dem Jezero Sabljaci vorbei führt. Etwas später erreichen wir Gornje Zagorie, hier scheint die Welt mit Brettern vernagelt zu sein. Ein Bauer meint, dass der weiter führende Pfad mit unseren Maschinen kein Problem wäre. Ok, dann wollen wir ihm mal glauben. Ein Stück weit hat der gute Mann auch recht, aber dann stemmt sich uns der Weg mit einer steilen ausgewaschenen Auffahrt entgegen. Vroni streikt und verweigert die Weiterfahrt. Ich erkunde zunächst den Weg. Na ja, denke ich, so lang kann der auch nicht sein. Eigentlich müsste gleich die Straße kommen. Nach zwei-dreihundert Metern lasse ich meine Twin stehen und laufe zurück, um Vroni zu holen. Die möchte aber keinesfalls diesen Weg fahren, nicht mal als Sozia! Na gut, dann muss sie eben laufen, während ich mich mit ihrer Transalp den Berg hinauf kämpfe. Das ganze Spiel wiederholen wir auf dieser Strecke noch dreimal. Der Weg wird einfach nicht besser. Dann haben wir es endlich geschafft. Mit panikhaft weit aufgerissenen Augen fährt Vroni das letzte steile Stück selbst hinauf. Prima, gut gemacht!

Nun können wir es wieder flott laufen lassen. Bei Jezerane biegen wir wieder auf ein kleines Sträßchen ab, das auf der Landkarte zunächst gelb, dann weiß ausgewiesen ist. Bis Lipice entspricht die Bodenbeschaffenheit auch wirklich der gelben Kennzeichnung, nämlich kleine asphaltierte Straße. Dann geht der Weg unvermittelt in groben Schotter über, der eigentlich erst in einigen Kilometern kommen dürfte. Nun tauchen links und rechts immer öfter Schilder auf, dass der Boden neben der Straße vermint sei. Kein schönes Gefühl hier zu fahren und sicher erst recht kein schönes Gefühl, hier leben zu müssen. Die Strecke wird immer schlechter und führt nun durch dichten Wald. Auf was haben wir uns da wieder eingelassen, geht es mir durch den Kopf. Wir müssen große Pfützen durchqueren und kleine Schlammpassagen meistern und ständig daran denken, bloß nicht vom Wege abzukommen. Schließlich mündet unser Pfad in eine etwas größere Piste. Hier stehen ein Minenräumgerät vom Typ Wolf (das von einem Deutschen entwickelt wurde) und einige Autos. In einem der Autos sitzt einsam ein Mann, der uns freundlich zulächelt, aber kein Wort spricht. Auf meine Frage hin, zeigt er uns den richtigen Weg und in dem Moment, als ich in die Richtung schaue, sehe ich auch einen großen Wegweiser da stehen. Da müssen wir alle über meine Dappichkeit lachen. Auf der weiteren Fahrt passieren wir Gebiete, die bereits vom besagten Minenräumer geräumt wurden. Danach sieht der Boden aber auch nicht besonders gesund aus. Alles ist aufgewühlt und zerschlagen. Unterholz ist keines mehr da und an vielen Bäumen fehlt die Rinde im unteren Teil. Die rotierenden Ketten zerstören leider nicht nur die Minen. Trotzdem ist dieses Gerät effektiv, schnell und sicher für die Bedienmannschaft. Kein Vergleich zum langwierigen händischen Räumen mit Detektoren usw.

Der Schotterweg endet in einem Dorf, in dem immer noch zerschossene Häuser stehen. Ein trauriger Anblick. Ich mag gar nicht über die Schicksale der Menschen nachdenken. Die großen Friedhöfe und die zahlreichen Mahnmale, die überall stehen, sprechen Bände. Nun ist es nicht mehr weit bis zu den Plitwitzer Seen, unserem heutigen Ziel. Der Himmel hat sich mittlerweile zugezogen und verspricht nicht Gutes. Die Touristeninfo am Parkeingang sollte lt. Reiseführer bis 20:00 Uhr aufhaben. Da nun keine Saison mehr ist, schließen die natürlich früher, so sehen wir um 19:00 Uhr vor geschlossenen Türen. Natürlich finden wir auch ohne Touristeninfo ein Zimmer, um diese Jahreszeit ist das eh kein Problem. Abends essen wir im Restaurant am Parkeingang, der einzigen Speisemöglichkeit, die zu Fuß in angemessener Entfernung erreichbar ist. Aber diesen Gang kann man sich sparen. Das Essen ist dort nicht besonders gut und relativ teuer.

Es regnet! So wie die Wettervorhersage aussieht, ändert sich das auch nicht so schnell. Nun hocken wir in einem viel zu kleinen Zimmer, mit gerade genug Platz zum Schlafen. Ja, ich gebe es (kleinlaut) zu, es war meine Entscheidung. Vroni läuft los und erkundigt sich 2 Häuser weiter nach den dortigen Unterkünften und kommt erleichtert wieder. Wir packen rasch und notdürftig unsere Sachen und ziehen gleich um. Jetzt haben wir ein großes Zimmer mit Couch, Tisch und Stühlen, Kühlschrank, Satelliten-TV und Garage für die Motorräder. So kann man es ein paar Regentage lang aushalten. Nach dem erfolgreichen Umzug, ziehen wir gleich noch mal um und zwar uns. Wir steigen in die Regenkombis und suchen Möglichkeiten zum Tanken und Einkaufen. In Korenica, ca. 25 Kilometer entfernt, werden wir fündig. Unsere Einkäufe füllen Vronis Topcase bis fast zum Bersten, aber bei der schlechten Anbindung an zu Fuß erreichbaren Nahrungsaufnahmemöglichkeiten, wollen wir gut versorgt sein. Weil wir jetzt schon mal nass sind, erkunden wir die Umgebung auch gleich in der anderen Richtung bis Rukovica. Dort gibt es zwar mehrere Restaurants, aber wir haben keine Lust abends im (undichten) Regenkombi hinzufahren, da kochen wir lieber selbst. Am Abend koche ich uns dann Tortellini in Arrabiata Soße, als Nachtisch gibt es Käse und Trauben und zum Abschluss serviere ich Latte Macchiato aus der Dose.

Nach einem weiteren Regentag ist es endlich wieder trocken. Der Himmel ist zwar bewölkt, aber er weint nicht mehr. Wir machen uns wanderfertig und laufen zum Eingang des Nationalparks Plitwitzer Seen. Dort steigen wir in eine Art Bus und lassen uns zum höchstgelegenen See kutschieren. Von hier aus laufen wir dann zum Eingang zurück. Durch die Jahreszeit und vielleicht auch wegen dem schlechten Wetter sind nur wenige Leute im Park unterwegs. Das ist auch gut so, denn in der Hochsaison stelle ich mir das Gedränge auf den Stegen schlimm vor. Dafür haben wir kaum Sonne, so dass die bunten Herbstfarben keine Chance haben leuchtend und schimmernd vom Fotoapparat eingefangen zu werden. Aber besser trübe Bilder als gar keine. Der Begeisterung für die großen und kleinen Wasserfälle tut das eh kaum Abbruch. Besonders die kleinen versteckten Kleinode, wie winzige Rinnsale, versteckte Bächlein, kleine verwunschene Teiche, die einem erst beim zweiten Hinsehen auffallen waren für mich sehenswert. Am Ende der Wanderung fahren wir noch ein Stück mit dem Boot über einen der größeren Seen. Danach laufen wir zum größten Wasserfall des Parks. Dort gibt es tatsächlich einen kleinen Menschenauflauf. Wer sich aber wie wir die Mühe macht und die unzähligen Treppenstufen links von der Aussichtsplattform hinaufsteigt, wird sich hoch oben über die Einsamkeit freuen. Hier kann man sich in Ruhe und entspannt alles anschauen und ein paar Schritte weiter auch andere Teile des Parks von oben betrachten. Am Ausgang haben einige Frauen Stände mit Käse und Kuchen aufgebaut. Das sieht alles lecker aus und wir lassen uns auch einiges davon einpacken. Im Kühlschrank ist ja noch etwas Platz ;-).

Heute wollen wir eine kleine Runde drehen und dabei das Nachbarland Bosnien und Herzegowina besuchen. Der Grenzübertritt ist problemlos, die Grenzer wollen nicht mal unsere Pässe sehen. Das Erste was uns auffällt ist, dass der Wiederaufbau nach dem Krieg noch lange nicht solche Fortschritte gemacht hat, wie in Kroatien. Da haben die Kroaten wohl den Vorteil, dass sie über Tourismuseinnahmen verfügen, mit denen sie die Anstrengungen finanzieren können. Weitere Auffälligkeiten sind die Moscheen und Frauen, die Kopftücher tragen. Ein großer Bevölkerungsanteil sind hier Muslime. Kurz vor Bihać, stehen auf einem Hügel einige Steinmonumente. Die wollen wir uns etwas genauer anschauen. Wir müssen einen feuchten und verspurten Feldweg überwinden, bevor wir den Fuß des Hügels erreichen. Warum und wieso die Steinklötze hier stehen, können wir nicht ergründen. Zumindest hat man von hier aus einen gewissen Überblick über die Stadt. Auf der anderen Seite zieht sich ein Bergrücken hin und markiert die Grenze zu Kroatien.

Auf abenteuerlichen Wegen müssen wir die Hauptzufahrtsstraße von Bihać umfahren, da diese wegen eines Unfalls gesperrt wurde. Die Stadt selbst macht den Eindruck, als würde sie irgendwo in der Osttürkei stehen. Alles wirkt irgendwie behelfsmäßig oder unfertig. Vielleicht lassen auch die dunklen Wolken alles etwas düster wirken. Am Ortsende ist ein großer Markt. Da in Kroatien heute Nationalfeiertag ist, nutzen wir die Gelegenheit um etwas frisches Obst und Gemüse einzukaufen. Da wir von der hiesigen Währung, der Konvertible Marka, nichts haben, können wir auch in Euro bezahlen. Das Wechselgeld bekommen wir sogar auch in Euro ausbezahlt. Ein Stück weiter steht ein kleiner Container am Straßenrand, in dem Brot verkauft wird. Dort schlagen wir auch gleich zu und kaufen einen Laib. Später werden wir uns über die gute Qualität des Brotes noch freuen, es schmeckte echt prima. Nach den ganzen Einkäufen machen wir einen großen Bogen durch die hügelige Landschaft. Einige Häuser in nicht besonders gutem Zustand stehen vereinzelt links und rechts der Straße. Eine verrostete Kanone steht mahnend in der Gegend herum. Hin und wieder ein wegen Minen abgesperrtes Gelände und ab und zu ein Kreuz mit Blumen darauf. Schicksale die uns eine Gänsehaut machen. So langsam müssen wir an den Rückweg denken, die Strecke zieht sich noch ein ganzes Stück bis zu unserer Unterkunft. Eine halbwegs gut ausgebaute Straße führt zur Grenzstation. Von hier oben aus kann man tief in ein Tal mit einem Flüsschen blicken. Die einzige Straße die in unsere geplante Richtung führt, ist gelb eingezeichnet. Zunächst behält sie auch ihre feste Fahrbahndecke, doch schon bald geht es nur noch auf Schotter weiter. Mittlerweile ist es schon fast dunkel und wir schrauben uns ein kleines Pässchen hinauf. Mit der untergegangenen Sonne kommt die Kälte und kriecht in jede Ritze unserer Kleidung. Meine Sommerhandschuhe sind jetzt auch nur noch bunt, aber nicht mehr warm.

Die Strecke nimmt kein Ende und schon bald müssen wir im finsteren durch den Wald fahren. Immer wieder überlege ich, was wir hier in der Einsamkeit machen würden, wenn wir jetzt eine Panne bekämen. Natürlich haben wir nur ein kleines Daypack dabei. Werkzeug, Taschenlampe usw. haben wir wieder mal im Zimmer liegen lassen. Aber warum Gedanken um ungelegte Eier machen. Jetzt ist eh nichts mehr zu ändern. Ich sollte mich lieber auf den Weg konzentrieren und an etwas Warmes denken. Erleichtert erreichen wir eine Teerstraße. Noch völlig in Gedanken fahre ich prompt in die falsche Richtung. Vroni hat das natürlich gleich gemerkt und macht wieder abfällige Bemerkungen über Männer und GPS und so ;-). Durch die nun flottere Fahrt auf der Straße frieren wir noch mehr als vorher und wir sind echt froh, als wir endlich unser schön geheiztes Zimmer erreichen. Während Vroni duscht, koche ich uns erstmal ein schönes heißes Süppchen zum Aufwärmen.

Heute ziehen wir wieder Richtung Küste los. Das Thermometer zeigt bei der Abfahrt gerade mal 5°C an. Wir hoffen, dass mit der steigenden Sonne auch die Wärme kommt, aber noch müssen wir zittern. Wir fahren durch bewaldete Hügel, das bunte Herbstlaub scheint uns zuzuwinken. Zwischendurch immer wieder mal zerschossene Häuserwände und zerstörte Kirchen. Aber neu aufgebaute Häuser aus roten Ziegelsteinen sind doch eher die Regel in den Ortschaften. Wir suchen möglichst kleine Wege auf der Karte und lassen uns durch die Landschaften treiben. Wir entdecken kleine Burgruinen, blau leuchtende Seen und überall lugt der für diese Gegend typische weiße Fels hervor. In einem Dorf baut eine Frau gerade einen kleinen Stand am Straßenrand auf und verkauft Pilze. Die Pilze sind so groß, dass ich gleich in die Eisen steige, um sie mir genau anzuschauen. Ich frage gleich, ob ich ein Foto machen darf und die Verkäuferin meint, ich solle einen Augenblick warten. Kurz darauf bringt sie einige Tüten geschnittener und getrockneter Pilze. Die müssen auch mit aufs Bild und ich soll ein wenig Werbung dafür machen. Auf dem XYZ-Pass, der nach Karlobag führt, ist der Wind so stark, dass wir Mühe haben, einen sicheren Standplatz für die Maschinen zu finden. Von hier oben aus haben wir einen tollen Ausblick auf die Halbinsel Pag, die wir auch noch besuchen wollen. Aber irgendwann wird es uns im Wind zu zugig, deshalb rollen wir lieber zur Küste hinunter.

Mit der Fähre setzen wir nach Pag über. Lt. Reiseführer soll die Halbinsel vegetationslos sein, aber trotzdem einen gewissen Charme haben. Als alte Wüstenfans sind wir kahle Landschaften gewohnt und kennen ihren Reiz. Tatsächlich wissen wir nicht, ob wir uns wegen der doch vorhandenen Bäume und Büsche (für die Einwohner) freuen sollen, oder ob wir nicht doch eher enttäuscht sind. Da Freude mehr Spaß macht als Enttäuschung, entscheiden wir uns für die angenehme Variante. In einem Straßencafé bestellen wir den üblichen Cappuccino und Vroni packt dazu die Reste unseres bosnischen Brotes und Käse aus. Nach der Stärkung fahren wir auf dem schmalen Landstreifen weiter nach Süden, bis wir den gleichnamigen Hauptort von Pag erreichen. Hier laufen wir durch die Gassen, bewundern die Stickarbeiten der Frauen, die sie uns unbedingt verkaufen wollen und setzen dann unseren Weg fort. Das nächste Ziel auf unserem Weg ist der Vrana See. Um diesen zu erreichen, können wir erfreulicherweise wieder einen Schotterweg benutzen. Leider trüben einige Minenwarnungen und teilzerstörte Häuser unsere Freude. Dafür finden wir einen Beobachtungsturm, von dem aus man die Vögel am See beobachten kann. Leider ist es schon ziemlich spät, so dass wir zugunsten des Tageslichtes auf eine Besteigung verzichten. Die Entscheidung war nicht schlecht, denn als wir endlich Tribunje erreichen und ein Zimmer klar machen, ist die Sonne gerade rot am Horizont verschwunden.

Da hat unser Zimmer schon mal eine Terrasse direkt am Meer, muss es natürlich nieseln. Zum Glück gibt es ein kleines Vordach, unter dem wir Tisch und Stühle trocken aufstellen können. Von so einem bisschen Regen lassen wir uns das Frühstück nicht versauen. Nach dem Frühstück scheinen sich die Wolken beruhigt zu haben, so wagen wir doch die Fahrt zum Krka Nationalpark. Der Haupteingang liegt bei der Ortschaft Skradin. Von dort aus fahren wir mit einem Boot ca. vier Kilometer einen See hinauf. Zahlreiche Wasserfälle ergießen sich über mehrere Kaskaden eine Anhöhe hinab. Das alles ist zwar nett anzusehen, aber wenn man vorher im Nationalpark Plitwitzer Seen war, ist das nicht mehr so eine tolle Attraktion. Durch die Nähe zur Küste und der dortigen Menge an Touristen, ist dieser Park momentan auch stärker besucht. Auch das Parkgebiet selbst ist touristischer ausgebaut. Überall gibt es Souvenirstände. Oberhalb der Fälle kann man ein weiteres Boot besteigen und weiter nach Norden hinauf fahren. Dort gibt es weitere Wasserfälle, eine Insel mit Kloster, das besichtigt werden kann, ein weiteres Kloster am Berghang und eine Fahrt durch die Krka-Schlucht. Die nächste für uns mögliche Tour beginnt um 13:00 Uhr und dauert vier Stunden. Das wird uns zu spät, da wollen wir lieber versuchen mit dem Motorrad zu den Sehenswürdigkeiten zu gelangen.

Einige Zeit später stehen wir am Ufer eines Sees und blicken zur Klosterinsel hinüber. Tja, näher heran geht es mit dem Zweirad nicht. Eine Besichtigung ist nur per Schiff möglich. Versuchen wir mal beim nächsten Kloster unser Glück. Doch vorher besuchen wir noch die anderen Wasserfälle, die wir über eine staubige Schotterstraße erreichen. Der Wasserfall haut uns zwar nicht vom Hocker, aber die alten Wassermühlen sind zu einem Museum ausgebaut worden uns lassen sich besichtigen. Vor der Weiterfahrt studieren wir die Karten. Da scheint es einige nette Wege zu geben, die wir gerne mitnehmen würden. Mit Hilfe des GPS finden wir in einem Dorf den richtigen Abzweig und finden uns auf einer ungepflegten Piste wieder. Na ja, versuchen wir es halt. Ein paar Kilometer weit, bis zu einer ärmlichen Ansiedlung, in der uns die Bewohner etwas komisch taxieren, lässt sich der Weg gut fahren. Aber danach wird er immer schmaler und unwegsamer. Vroni würde am liebsten umdrehen, doch ich will weiter, schließlich ist die Strecke in der Karte verzeichnet, dann sollte sie auch zum Ziel führen. Wir fragen uns natürlich, ob es hier Minen gibt? Zumindest haben wir keine Schilder gesehen, aber das muss nichts heißen. Der Boden sieht auch viel zu steinig aus, um hier die Teufelsdinger zu vergraben - bilde ich mir zumindest ein. Nach weiterem Kampf mit den Tücken der schlechten Piste, sehen wir einen Kirchturm am Horizont. Das muss Laškovica sein, dort gibt es wieder eine Straße.

Tatsächlich kommen wir wie geplant am richtigen Ort heraus und setzen erleichtert unseren Weg fort. Einige Serpentinen führen ins Tal der Krka hinunter und führen uns zum Kloster. Als wir den Hof betreten, sammeln sich einige Jugendliche um uns und schauen uns argwöhnisch an. Einer spricht uns an, doch wir können kein Kroatisch und er weder Englisch noch Französisch oder gar Deutsch. Doch dann findet sich einer unter den Jungs, der sehr gut Englisch spricht. Er sagt, dass das Kloster besichtigt werden könne und beginnt sogleich mit einer kleinen privaten Führung. Die jungen Männer studieren alle Theologie und wohnen in einem Internat direkt beim Kloster. Er führt uns in die Katakomben und zeigt uns Gräber und einen Haufen Knochen aus der Zeit der Christenverfolgung durch die Römer. Makabrerweise liegen die Überreste direkt neben dem Speisesaal, nur durch eine kleine Eisentür von den Esstischen getrennt. Damit ist die Führung auch schon beendet, der Rest sind Schulungs- und Verwaltungsräume. Wir bedanken uns für die Erklärungen und verabschieden uns von der ganzen Truppe, die die ganze Zeit um unsere Enduros gestanden und anscheinend darüber diskutiert haben. Spaßeshalber schlage ich Vroni vor, den gleichen Weg für die Rückfahrt zu nehmen. Die Piste sei doch viel kürzer, als die Straße außen herum. Sie braucht gar nichts zu sagen, die Blicke allein lassen mich sofort diesen Gedanken verwerfen, auch wenn er gar nicht ernst gemeint war ;-).

Das Wetter sieht heute auch nicht besonders gut aus. Trotzdem wollen wir eine Tagestour bis nach Split hinunter machen. Wir folgen der Küstenstraße bis Primosten und legen dort einen Besichtigungsstopp ein. Dieser Ort war auch als Basislager in der engeren Wahl, doch aus Zeit-/Tageslichtgründen ist es dann doch Tribunj geworden. Hier in Primosten ist irgendwie mehr los als in unserem Kaff. Schöne Cafés und Restaurants liegen direkt am Hafen, kleine Geschäfte bieten ihre Waren an und mehr Leute sind auch unterwegs. Nach einem Spaziergang mit anschließender Kaffeepause setzen wir unseren Weg fort. Wir sind noch nicht lange in Fahrt, da beginnt es zu regnen. Wir schlüpfen in die (leider nicht ganz) wasserdichten Regenhäute und lassen uns von dem Nass nicht aufhalten. Unser nächstes Ziel ist Trogir. Hier ist es wieder trocken und wir verstauen die Regenklamotten, um uns den auf einer Insel gelegenen Stadtkern anzuschauen. Kaum sind wir zwischen den engen Gassen verschwunden, fängt es an wie aus Kübeln zu schütten. Wir retten uns unter die großen Schirme eines Cafés und bestellen uns wieder die üblichen heißen koffeinhaltigen Getränke. Unweit von uns sitzt ein Straßenmusikant und lässt sich von dem Wolkenbruch nicht beeindrucken. Er singt weiter, zwar nicht gerade besonders schön, doch dafür umso herzlicher. Nach dem Schauer stiefeln wir noch durch die Gassen und über den Markt, besuchen ein Internetcafé und nutzen dann das momentan trockene Wetter zur Weiterfahrt nach Split.

Schon von weitem sieht man viele Hochhäuser und eine Dunstglocke über Split hängen. Na ja, das macht von hier aus gesehen keinen positiven Eindruck. Auch der Verkehr nimmt immer mehr zu und wir müssen uns teilweise ganz schön durchwühlen. Dieses Gefühl von überfüllten Großstädten hatten wir auf dieser Tour schon völlig verdrängt. Wir suchen uns den Weg zum Hafen hinunter und finden direkt vor dem Diokletianpalast einen Motorradparkplatz. Von hier aus beginnen wir die Besichtigungstour durch den riesigen Palast und die umliegenden Straßen. Innerhalb der Mauern haben sich Geschäfte und Cafés angesiedelt und füllen zusammen mit den Menschen die antike Stätte mit Leben. Museen und Musikanten, Ruinen und neu gebaute Fassaden sind weitere Attraktionen. Mit dem Wetter haben wir auch Glück, es kommt sogar die Sonne hervor, das müssen wir sofort bei einem großen Eis feiern. In den Gassen ist ein ziemlicher Trubel. Wenn jetzt schon so viele Touristen hier herumlaufen, was muss dann erst im Sommer los sein. So langsam rennt uns auch hier wieder die Zeit davon und wir müssen langsam an den Heimweg denken. So schmuggeln wir uns wieder durchs Verkehrsgedränge und atmen regelrecht auf, als wir außerhalb der Stadt endlich wieder freie Fahrt haben.

Den gleichen Weg wollen wir nun aber auch nicht zurück fahren. Vroni hat eine Strecke durch die Berge ausgearbeitet, die kilometermäßig zwar kürzer als die Küstenstraße ist, auf der wir aber sicher nicht besonders flott vorwärts kommen. Aber die kleinen Sträßchen sind uns lieber, als die breit ausgebaute Hauptverbindungsstrecke. Die Landkarte hat nicht zuviel versprochen, Kurve reiht sich an Kurve und Höhenmeter erklimmen wir auch zur Genüge. Wir sind fast die Einzigen auf der Straße, so macht das Fahren wieder richtig Spaß. Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten und im wahrsten Sinne des Wortes wird die Sonne durch einige dunkle Wolken abgeschattet. Es bleibt zwar trocken, aber die Lufttemperatur geht in den Keller und lässt uns etwas frösteln. Ich versuche das Ganze durch einen heißen Fahrstil auszugleichen, doch Vroni weiß mich rasch wieder einzubremsen. Lieber auf dem Mopped frieren, als im Krankenwagen schwitzen. Als wir durchgefroren und müde bei unserem Zimmer ankommen, ist die Sonne schon untergegangen. So ein Mist, eigentlich wollte ich den Untergang noch fotografieren und das war die letzte Gelegenheit dazu, denn morgen schon treten wir die Rückreise an …

Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf den Weg. Zunächst nehmen wir ein Stück Autobahn unter die Räder, um ein Stück Küstenstraße zu sparen, das wir schon kennen und natürlich auch, um Strecke zu machen. Ein Stück nördlich von Zadar verlassen wir die Bahn und lassen uns gemütlich auf der kurvigen Uferstraße dahin treiben. Das Wetter ist super, der Blick aufs Meer gigantisch und die Maschinen laufen wie am Schnürchen. Zwischendurch ein leckerer Cappu an einer Strandbar, Herz was willst du mehr. Na was schon, noch mehr Kurven und auch noch einige Höhenmeter. Deshalb biegen wir bei Sinj in die Berge ab und steigen gleich einen Pass mit vielen Kehren hinauf. Darüber ist das Meer wohl so betrübt, das es uns viele Wolken schickt, hinter denen sich die Sonne versteckt und die Temperaturen dadurch wieder recht Tief fallen. In den Höhenlagen müssen wir uns gar durch dichten Nebel kämpfen, nein, das macht nicht mehr wirklich Spaß. Als wir wieder tiefere Lagen erreichen, wird zumindest die Sicht besser. Erst als wir die Grenze nach Slowenien überschreiten, traut sich die Sonne wieder hervor. Nach dem Grenzwechsel kommen wir uns vor wie in einer anderen Welt. Als wirkt irgendwie sauber und aufgeräumt. Die Häuser sind schön hergerichtet, überall Blumen. Man glaubt fast in Österreich zu sein. Da merkt man, dass das Land (fast) nichts mit dem Krieg zu tun hatte. Komischerweise haben wir keine ordentliche Karte von Slowenien dabei. Mit den vorhandenen Blättern kann man nicht wirklich gut navigieren. Wir finden zwar unsere bevorzugten kleinen Sträßchen, aber zwischendurch wissen wir oft nicht genau, wo wir wirklich sind. Das GPS ist da auch keine große Hilfe, da die Europakarten nur bis zur Österreichisch/Slowenischen Grenze reichen. Doch trotz oder vielleicht auch gerade wegen dieses Mankos, finden wir wirklich tolle Wege, sogar eine schöne Schotterstrecke ist dabei.

Da wir auf diese Weise bis zum Abend nicht viele Kilometer zusammenbekommen haben und wir gerade mitten in der Pampa stehen, müssen wir uns langsam Gedanken um eine Unterkunft machen. In den Dörfern haben wir nirgends einen Hinweis auf Zimmer gesehen. Im Reiseführer sind nur Unterkünfte in den die großen Ortschaften verzeichnet. Während der letzten Slowenientour, vor ein paar Jahren, waren wir am Bleder See und hatten dort ein prima Zimmer. Vroni rechnet die Kilometer zusammen und kommt auf ca. 100. Auf der Landstraße schaffen wir das heute nicht mehr. Also entweder Landstraße und suchen oder Autobahn und finden. Wir entscheiden uns für letzteres, zumal wir einen Teil der Überland-Strecke schon von der Hinfahrt her kennen. Eine knappe Stunde später erreichen wir Bled. Inzwischen ist es dunkel, aber unsere Unterkunft, etwas außerhalb der Stadt, finde ich dennoch auf Anhieb. Ausgekühlt und hungrig freuen wir uns auf die heiße Dusche und auf ein leckeres Abendessen.

Der Morgen verwöhnt uns mit blauem Himmel und Sonnenschein. Gute Voraussetzungen für unseren Plan, den Vrsic Pass zu fahren. Beim letzten Mal sind wir nämlich auf der Passhöhe im Schnee stecken geblieben und mussten wieder umkehren. Penibel suchen wir auf der schlechten Karte nach schönen Straßen und finden eine tolle Schotterstrecke, die sich über zig Kilometer dem Passeinstieg nähert. Ein Stück weit müssen dann doch noch auf Asphalt fahren und biegen dann zum Vrsic ab. Es ist noch recht früh am Morgen und wir sind bis auf zwei oder drei Autos die Einzigen auf der Strecke. Das Besondere an der Nordrampe sind die zahlreichen gepflasterten Kehren. Wie gut dass wir bei trockenem Wetter unterwegs sind, auf eine Schlittertour hätte ich keine Lust. War es im Tal noch recht kühl, so steigt die Temperatur mit zunehmender Höhe. Das liegt daran, weil die Sonnenstrahlen um diese Jahreszeit erst später am Tag bis ins Tal hinab reichen. Deshalb wird es weiter oben früher warm, zumindest, wenn man sich auf der richtigen Hangseite befindet. Auf der Passhöhe stehen wir eine ganze Weile voll in der Sonne und genießen die Wärme, bevor wir uns auf der Südseite in das Soča-Tal hinab stürzen. Hier wechseln sich Sonne und Schatten ab, so dass wir abwechselnd schwitzen und frösteln. Kurz vor Bovec wenden wir uns wieder nach Norden und halten auf den Predil zu, den wir auch schon auf der Herfahrt überquert hatten.

Nach einem kurzen Intermezzo in Italien, inklusive Cappuccino und Panini con Formaggio, reisen wir schon wieder nach Slowenien ein. Gleich hinter der Grenze nutzen wir eine günstige slowenische Tankstelle zum Auffüllen der Sprit-Vorräte, so billig wird es in der nächsten Zeit nie mehr werden :-(. Nächste Station ist der Wurzenpass, der uns nach Österreich hinüber bringt. Leider darf man hier nur 30 km/h fahren, angesichts der Blechlawine, wären wir aber auch ohne Beschränkung nicht viel schneller gewesen. Doch statt nun Richtung Heimat zu fahren, möchte Vroni lieber noch einen kleinen Schlenker nach Osten machen. Kleiner Schlenker ist gut, wir fahren bis nach Eisenkappel hinüber, bevor wir unsere Lenker wieder nach Norden richten. Über Völkermarkt, St. Veit und Feldkirchen kommen wir dann endlich wieder in ordentliche Bergregionen. Hier haben wir die Nockalmstraße im Visier, sind aber unschlüssig, ob wir diese noch heute Abend unter die Räder nehmen sollen, oder erst morgen. Ohne Sonnenlicht sieht man nichts und es ist dann auch gleich viel kälter. Nach längeren Diskussionen entscheiden wir uns für die Übernachtung vor der Nockalm und finden im Örtchen Ebene Reichenau ein nettes Zimmer.

Schon vor 08:00 Uhr am Morgen starten wir zur letzten Etappe. Unsere Maschinen sind mit Raureif überzogen, es ist bitterkalt. Der Tag verspricht aber schön zu werden, kein Wölkchen zeigt sich am Himmel. Nach dem wir die Maut für die Nockalmstraße entrichtet haben, beginnt der Anstieg. So eine schöne Strecke sind wir schon lange nicht mehr gefahren. Die Landschaft ist traumhaft und da wir fast alleine auf der Straße sind, können wir gemütlich dahin rollen und uns voll und ganz auf das Sightseeing konzentrieren. An einigen Stellen bleiben wir stehen und genießen die Stille und die Ausblicke. Irgendwann müssen wir unbedingt noch mal hierher zurück, aber mit mehr Zeit und den Wanderschuhen im Gepäck! Ein würdiger Abschluss für eine schöne Tour, nicht nur durch Kroatien.