Österreich 1997/1: Kleine Wochenend-Alpentour

Die wenigen Bilder habe ich bei Andi Blums unnachahmlichen Alpenstraßenführer bzw. bei KTM kopiert, da ich leider keinen Fotoapparat dabei hatte. Danke Andi! Danke KTM!

Am Samstag den 09.08.97 habe ich mich mit einigen anderen GRRs in Buchloe bzw. in Marktoberdorf verabredet. Da ich nicht gerne zu spät komme, klingelt mein Wecker schon um 05:00 Uhr morgens, d. h. um halb sechs sitze ich auf meiner Maschine in Richtung Autobahn. Schon nach 5 km habe ich mich das erste Mal verfahren ;-)), kurzes Wenden, kleiner Gasstoß und schon stimmt die Richtung wieder. Auf der Autobahn fahre ich, teilweise bei dichtem Nebel, bis Ulm, von dort aus dann über die Landstraße bis nach Buchloe, dem ersten Treffpunkt. Um halb neun bin ich auf der Suche nach einem Cafe, das beste, das ich finde, öffnet erst um neun, aber die nette Bedienung lässt mich glücklicherweise schon jetzt hinein. Ich bestelle ein großes Frühstück, denn ich habe noch zwei Stunden Zeit, bis ich mich mit Rainer, Herbert und Christa treffen möchte. Kurz vor halb elf sattele ich meinen Bock und sehe gerade noch Rainer vorbeifahren, der mich allerdings nicht sieht. Kurz darauf finde ich ihn beim verabredeten Treffpunkt. Herbert ist noch nicht da, und so nütze ich die Zeit, um die Kette zu spannen, bevor der BMW-Fahrer mich beim Schrauben erwischt. Nach einer Minute ist auch das erledigt, aber Herbert immer noch nicht da. Er und Christa kommen eine Viertelstunde zu spät, weil sie sich kurz vor Buchloe verfahren haben. Unter Herberts kundiger Führung fahren wir dann gemeinsam auf Umwegen nach Marktoberdorf zur Musikakademie. Dort finden wir auch die Transalp von Eva, aber (noch) nicht Eva selbst. In der schönen Kirche nebenan ist gerade eine Hochzeitsgesellschaft zu Gange, und so witzeln wir, ob nicht gerade Robert und Eva sich das Jawort geben. Doch wir finden Robert terrariummäßig hinter Glas beim Trommeln. Nachdem wir einige Zeit gewunken haben bemerkt er uns. Wir machen ihm durch Zeichensprache klar, dass wir zum nahen Biergarten gehen um uns zu stärken. Mittlerweile hat uns auch Eva am "Terrarium" gefunden und folgt uns willig zur Tränke. Auf dem Weg dorthin kommt Manfred angebraust und schließt sich uns freudig und durstig an.

Nach einer Stärkung mit flüssigen und festen Stoffen kommt auch Robert endlich von den Proben und offeriert uns, dass er noch weitere Proben hätte. In der Zwischenzeit machen wir uns unter Manfreds kundiger Führung auf den Gummi durchs Allgäu. Die Landschaft begeistert uns, der Geruch leider weniger, aber so riecht halt "gesunde" Landluft. Bei unserer Rückkehr zum Biergarten wartet Robert schon ungeduldig und in seinem Leder schwitzend auf uns. Nach einer kleinen flüssigen Stärkung führt Robert uns durch die Landschaft. Sehr zu Rainers und meiner Freude findet er sogar ein kleines Schotterstreckchen, auf dem wir den Staub wirbeln lassen. Leider viel zu früh kehren wir zur Akademie bzw. zum Biergarten zurück. Nach einer weiteren brezelmäßigen Stärkung, verabschiedet sich Eva in Richtung Heimat und Robert in seinen Glaskäfig. Wir restlichen Fünf fahren auf wunderschönen Sträßchen in Richtung Leutkirch, wo Manfred uns für uns eine Bleibe auskundschaftet hat. Der Abend wird zwar nicht mehr allzu lang, aber dennoch feucht und wir verabreden uns wieder zum Frühstück um acht Uhr. Nach dem Frühstück und vielen Computergeschichten trennen wir uns. Herbert, Christa und Rainer fahren nach Norden in Richtung Heimat, ich habe noch den Montag frei und fahre Richtung Süden.

Zunächst geht es auf deutschen Straßen über Wangen, Scheidegg und Lindenberg ins österreichische Bregenz. Dort bewaffne ich mich für alle Fälle mit einem Mautaufkleber, man kann ja nie wissen. Über Dornbirn und Götzis kurve ich nach Rankweil, wo ich die Abzweigung ins Laternser Tal finde. Auf dem schmalen Sträßchen, das ich mir nur mit wenigen Dosen und einigen Moppeds teilen muss, winde ich mich zum Furkajoch hoch. In Damüls halte ich mich links, kurz hinter Au wieder rechts, und schon bin ich auf dem Hochtannbergpass. Eine lästige GPZ 600 und eine F650, die es wissen will, lasse ich schnell hinter mir. Tja, auf der Geraden sind halt alle schnell, aber zum Kurvenfahren braucht's schon Übung, die ein GRR meist von Haus aus hat. In Warth verpasse ich die Abfahrt zum Arlbergpass, macht aber nichts, ich fahre einfach weiter bis nach Elmen, um dort zum Hahntennjoch abzubiegen. Dort ist der Verkehr schon dichter, aber die Gegner schwächer. Eine Dominator, eine weitere F650 und eine Africa Twin holen in den Kehren aus wie ein LKW. Ihr Pech, mit bierdeckelkleinem Radius zirkele ich innen vorbei und zeige Ihnen den dicken Reifen.

Timmelsjoch

Den weiteren Weg über Imst ins Ötztal lasse ich nun wieder gemütlicher angehen und schraube mich hinter Sölden zum Timmelsjoch hoch. Neun Mark zieht mir das Alpenvolk als Mautgebühr aus der Tasche, doch der Preis lohnt sich, die tolle kurvenreiche Straße und die noch bessere Aussicht nach Italien rüber, sind das Geld wert. Leider sind heute, am Sonntag, viele Ausflügler unterwegs, die den Weg zu einer Hindernisbahn verunstalten. Zahlreiche Überholvorgänge fordern zum Teil die volle Konzentration. Hier möchte ich noch mal unter der Woche in der Nebensaison hin, auch wenn es dann schon kälter sein sollte.

Unten in St. Leonhard geht es rechts in Passeiertal, doch ich halte mich links zum Jaufenpass hin. An einer Baustellenampel rolle ich unsportlich an einer schweizer R850R vorbei, die mir hinterher aber dicht im Nacken sitzt, zumindest auf den Geraden. Als ich ein Auto überhole, kommt plötzlich von hinten eine dicke Heizerkiste angeschossen, die ohne Rücksicht auf Verluste durch die Gegend fliegt. Nee Junge, so nicht. Flott fahren ist ja OK, aber hirnlos Tieffliegen muss nicht sein. Weiter oben fährt eine ZZR1100 mehr oder weniger gemütlich vor sich her. Als ich in deren Rückspiegel auftauche, hält den Fahrer nichts mehr. Er ist zwar durch eine Sozia gehandicapt (die ich zumindest figurmäßig gerne übernommen hätte), aber ich muss mit meinen Wüstenreifen in den Kurven auch vorsichtig sein. Auf den wenigen Geraden habe ich natürlich keine Chance, aber in den Kurven bin ich immer dicht bei ihm oder sogar schon neben ihm, hinter mir immer die BMW. In einer Kehre verschaltet sich der Kawafahrer und ich ziehe locker innen vorbei, auch der schweizer Kuhtreiber packt es. Gemeinsam jagen wir zur Passhöhe hinauf. Hinter der nächsten Kurve muss sie sein. Ist sie auch, und mitten auf der Straße stehen zwei Carabinieri mit einer weiß-roten Kelle. Mit langen Gesichtern halten wir an. "Guten Tag!" ruft einer der beiden freundlich und in fast akzentfreiem Deutsch folgt: "Führerschein, Fahrzeugpapiere und Personalausweis bitte". Wir überreichen die gewünschten Unterlagen, während der ZZR-Fahrer schadenfreudig lächelnd an uns vorüberzieht. Ich gehe zum Eidgenossen hin, der mich mit Händedruck begrüßt und mich fragt, ob das meine Hausstrecke sei, weil ich so flott unterwegs bin. Wahrheitsgemäß verneine ich und frage, ob wir wohl zu schnell gefahren seien. Er glaube schon, antwortet er, ein klein wenig vielleicht. Während der eine Polizist die Papiere in seinem Wagen kontrolliert, geht der andere um unsere Maschinen herum. Bei mir scheint alles in Ordnung zu sein, dann fragt er den Schweizer, warum er kein D-Schild habe, wie der junge Herr (er meinte mich!) da vorn. Mit einem Schmunzeln im Gesicht antwortet er: "Weil ich aus der Schweiz komme". Da muss der Carabinieri selbst lächeln und präzisiert seine Frage. Nach einer kleinen Diskussion über Sinn und Unsinn des Aufklebers, bekommen wir unsere Papiere zurück. Nach einem herzlichen "Gute Fahrt!" dürfen wir weiter. Kein zu schnelles Fahren oder sonstige Vorwürfe, einfach eine kleine Verkehrskontrolle, ich mag die Italiener ;-))).

An einer Jausenstation gönne ich mir auf den Schrecken erst einmal eine eiskalte Cola. Nachdem mich der Akkordeonspieler eine Bank weiter genug genervt hat, fahre ich weiter. Im Tal geht es auf der alten Brennerstraße nach Österreich zurück. Kurz hinter dem Brenner werde ich von entgegenkommenden Motorrad- und Dosenfahrern vor den Ösi-Schergen mit einer Radarpistole gewarnt. Gelassen und langsam fahre ich dem nun ungefährlichen Strahl entgegen und mit in Gedanken erhobenem Mittelfinger am Schergenmobil vorbei. Nach ein paar Kilometern bin ich dann in Schönberg, wo ich schon seit Jahren, was sage ich, seit Jahrzehnten, immer in die gleiche Pension gehe. Nach der Dusche gönne ich mir ein Radler, und zum Essen nochmals drei. Das ist mehr als genug für mich, so dass ich im Bett gleich einschlafe. Obwohl mein Wecker auf halb acht steht, bin ich aber schon um halb sechs wach. Unruhig wälze ich mich hin und her und kann nicht mehr einschlafen. Um halb sieben hält mich dann nichts mehr. Ich stehe auf, packe meine Sachen aufs Mopped und mache "leise Lärm" als Zeichen dafür, dass ich frühstücken will. Schon bald taucht verschlafen die Pensionsmutter auf und kocht Kaffee.

Auf dem Kühtai

Als ich wieder im Sattel sitze, merke ich, dass mein IMO Totalausfall hat. So ein Mist denke ich, zum Glück habe ich noch den Fahrradtacho zur Geschwindigkeitsanzeige und Wegstreckenzählung wegen dem Tanken dran. Auf einem Waldparkplatz schraube ich schnell die Verkleidung ab und suche nach dem Fehler. Den BMW-Fahrern sei gesagt, dass der IMO kein Honda-Teil ist ;-)). Leider habe ich kein Messgerät dabei und so fahre ich ergebnislos weiter. Kurz vor Innsbruck, bei Mutters wende ich mich gen Westen und fahre, die schönste Strecke der Tour, zum Kühtai hinauf. Über mir ein tiefblauer Himmel, neben mir grüne Almen mit freilaufenden Kühen und Pferden, im Hintergrund die kahlen Gipfel der Stubaier Alpen und das Wichtigste, so gut wie kein Verkehr. Die Straße endet in Ötz. Von dort aus fahre ich über Imst zum Fernpass, wo zum Glück auch nicht viel los ist. Hinter dem Leermoser Tunnel fahre ich in Bichlbach links ab in Richtung Berwang. Wieder ein tolles Sträßchen mit wenig Verkehr und schöner Landschaft. Bei Weißenbach am Lech biege ich ins Tannheimer Tal ein, wo sehr viele Motorradfahrer ihr unwes.. äh unterwegs sind. Auf dem Oberjoch Pass überquere ich unbehelligt die Grenze und bin nun wieder in Deutschland. Über Sonthofen, Immenstadt und Oberstaufen halte ich mich in Richtung Bodensee. Während einer kleinen Mittagspause rufe ich Vroni an und bitte sie um die Adresse von Touratech, die ja irgendwo am Bodensee beheimatet sind, weil ich wegen des IMOs und aus Neugier über den Laden, bei denen vorbei fahren möchte. Leider fahre ich zunächst ins falsche Niedereschach bei Tettnang. Von dort aus rufe ich bei Herbert Schwarz (Touratech) an und lasse mir die Lage des richtigen Niedereschachs nennen, nämlich bei Villingen - Schwenningen.

KTM Adventure

Nach einigen nervenden Kilometern auf der Autobahn bin ich auch bald dort. Herbert lädt mich gleich dazu ein in die Werkstatt reinzufahren, wo wir dann gemeinsam den Fehler, ein defektes Relais Marke Carlo-Eigenbau, finden. Er repariert es und wir unterhalten uns noch lange über Motorräder, Internet und GRRs, Tom kennt er auch! Noch ein halbes Jahr und Herbert hat die Altersvoraussetzung erreicht, Mopped hat er, Internetanschluss auch. Nur müsste er dann noch den KotL finden. Aber, noch hat er ja Zeit. Nachdem ich auf der neuen KTM Adventure probegesessen habe (könnte mein nächstes Bike werden) verabschiede ich mich und fahre Richtung Heimat. Nach einigen kleineren Verfahrern finde ich schließlich den Weg nach Freudenstadt und von dort aus quer durch den Schwarzwald nach Hause.

Es war seit langem wieder einmal ein fahrerisch tolles Wochenende. Ich hätte mich noch mehr gefreut, wenn noch einige von Euch beim zweiten Teil dabei gewesen wären, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.