Schweiz 2007: Swiss KTM Treffen ⇒ Bericht

Regen, Regen, Regen …

Um 12:00 Uhr brennt die Sonne herunter, als wolle sie alles verglühen lassen. Als ich um 12:30 auf mein Mopped steigen will, geht das nicht ohne Regenkombi. April im Juli?

Gemeinsam mit Michael B. fahre ich zum Swiss KTM Adventure Treffen nach Diessenhofen bei Schaffhausen. Wegen der „hohen Luftfeuchtigkeit“ bleiben wir zunächst auf der A5 und quälen uns durch Stau und Zähflüssigkeit. Bei Ettenheim haben wir die Schnauze voll, wir wollen endlich Kurven und freie Bahn. Nach einigen Kilometern Landstraße trauen wir uns auch endlich die Gummihaut abzustreifen. Die Tropfen haben nachgelassen, das Grau der Wolken bleibt jedoch.

Der nächste Stopp ist in Badenweiler, hier wollen wir uns mit Ralf treffen, der erst später Feierabend machen konnte, dies aber durch beherzteren „Dreh am Lautstärkeregler“ wieder wett machen wollte. Wir entern ein kleines Café und lassen uns Apfelstrudel und Milchkaffee schmecken. Zwischendurch senden wir Ralf eine SMS mit unserem genauen Aufenthaltsort. Die Herrschaften an den Nachbartischen werden nicht müde, uns die schönen Strecken in der Umgegend zu empfehlen, die wir auf jeden Fall mitnehmen sollen – echt nette Geste. Plötzlich hören wir den sonoren Sound einer Acrapović bestückten LC8. Ralf rollt vorbei, sieht aber unsere abgestellten Maschinen nicht. Wenige Minuten später setzen wir ihm nach und finden ihn an einer Bäckerei. Crossaint kauend schaltet er gerade sein Handy ein.

Gemeinsam setzten wir nun unseren Weg fort. Natürlich bauen wir auch einige der Tipps aus dem Café in die Strecke ein. Wir finden winzige mäanderte Sträßchen in finsteren Waldstücken - irgendwo muss der Name Schwarzwald ja seinen Ursprung haben. Nebelschwaden wabern zwischen den Bäumen und hin und wieder erhaschen wir einen Blick in tiefe Täler. Typische Schwarzwaldhäuser säumen unseren Weg und zahllose Kirchen und Kapellen recken ihre Türme und Türmchen in die Höhe.

Schaffhausen begrüßt uns mit starkem Verkehr und einem wirren Streckenverlauf durch die Stadt. Irgendwie musste man den Straßenverlauf an dem sich windenden Bett des Rheins anpassen. Kurze Zeit später rauschen wir über den kiesigen Weg zum Kundelfinger Hof und erreichen pünktlich zum Abendessen das Treffen. Bei Polenta und Salat werden alte wie neue Bekannte begrüßt und die neuesten Erfahrungen ausgetauscht.

Nach dem Frühstück bei SK-Motoparts, fahren Michael und ich eine Tour durch den Schwarzwald. Wir haben weder Lust noch die richtigen Moppeds für die schlammige Cross-Strecke, über die die anderen ihre LC4s jagen. Wir wollen lieber kleine einsame Waldsträßchen suchen, wie die vom Vortag. Beim Übertritt nach Deutschland müssen wir der Schweizer Grenzerin unsere Ausweise zeigen. Etwas ungewohnt im vereinten Europa, aber die Eidgenossen stehen bekanntlich etwas abseits der EU und dem Schengener Abkommen. Doch wir nehmen es mit Humor und es entwickelt sich sogar ein nettes Gespräch mit der hübschen jungen Dame ;-).

Wir finden nette Wege in den Höhenlagen, bewundern alte einsame Gehöfte und freuen uns über tiefe Ausblicke in die umliegenden Täler. Zwischendurch fallen wir auch immer wieder in touristischere Gegenden ein. Wegen des grauen Wetters ist dort nicht viel los und somit ist der Andrang erträglich. Zu Mittag essen wir in einem Naturfreundehaus und werden von einem „Schwarzwaldmädel“ bedient – aus Japan ;-). Weil es unweit unserer Route liegt, fahren wir auch gleich die Strecke von Hornberg nach Tennenbronn ab. Diese Steigung fahre ich jedes Jahr mit dem Fahrrad, es ist die letzte Hürde nach 160 km Anfahrt. In 14 Tagen ist es wieder soweit und ich spüre jetzt schon meine Beine ;-).

Auf unserem Weg finden wir viele Dinge, für die der Schwarzwald neben Kuckucksuhren und Wald auch berühmt geworden ist. Präzisionsmaschinenbau, Kirschtorten, Schnaps, Trachten, Kirchen, wagemutige Eisenbahnstrecken. Aber leider auch Unangenehmes, wie Streckensperrungen für Motorräder. Direkt bei der schönen Gutach-Eisenbahnbrücke lassen wir uns zu Kaffee und Kuchen nieder. Ausnahmsweise lugt die Sonne mal hervor und wir genießen die warmen Strahlen, nachdem wir die kühle Luft in den höheren Regionen spüren mussten. Fast ungern setzen wir den Weg fort, doch zwischen uns und dem Abendessen liegen noch einige Kilometer.

Die Grenze überschreiten wir diesmal an einer unbesetzten Station. Eigentlich ist der Übertritt nur für Anwohner des Grenzgebietes erlaubt, doch da wir temporär in Diessenhofen wohnen und eh nichts zu verzollen haben, erlauben wir uns die Einreise und sparen einen größeren Umweg. Wieder schaffen wir es pünktlich zum Abendessen anzukommen und können vorher sogar noch die die schlammüberkrusteten Katis bewundern und uns einige „Heldensagen“ anhören ;-).

Nach einer fast schlaflosen Nacht, die Dorfdisco nebenan war doch etwas laut, habe ich schon früh alles zusammengepackt. Nach dem Frühstück fahre ich los, um mich mit Vroni zu treffen. Eigentlich wollten wir noch drei Tage ins Jura fahren, doch die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes. So treffen wir uns statt in Frankreich im Schwarzwald und wollen uns Richtung Osten weiterarbeiten - von Westen her soll das schlechte Wetter kommen. Doch wir sind kaum zwei Stunden gemeinsam unterwegs, da fallen schon die ersten Tropfen. Es blitzt und donnert und wir sitzen im Regenkombi auf einem Parkplatz, durch das dichte Blätterdach des Waldes vor dem heftigen Gewitter halbwegs geschützt. Nachdem das Prasseln nachgelassen hat, setzen wir unseren Weg fort. Wir wollen versuchen zum Bodensee zu kommen und dort je nach Wetterlage weiter zu entscheiden.

Nachdem wir ein weiteres Mal unter einem Haltestellendach Schutz vor einem prasselnden Gewitter suchen mussten, entscheiden wir uns aufzugeben. Trotz Regenkombi sind wir  durchnässt und suchen nun den schnellsten Weg nach Hause. Auf halbem Wege lassen wir uns doch noch mal von der Autobahn auf die Landstraße locken. In Dornstetten können wir sogar den Regenkombi ausziehen und ein Eis vor historischen Gemäuern essen. Doch nicht viel später müssen wir uns wieder in die Regenhaut zwängen und legen die letzten ca. 50 Kilometer im prasselnden Regen zurück.

Das war dieses Jahr schon das dritte Mal, dass uns eine Jura-Tour durch das Wetter vereitelt wurde. Hoffentlich hält der Trend nicht an, sonst steige ich vom Moppedfahren aufs Tauchen um …

[Bericht] - Album 1 ⇒