Neuland Wüste - Wahl der Reifen


Fragt man fünf Leute nach ihrer Meinung zu Reifen, so bekommt man sicher acht verschiedene Antworten. Also versuche ich meine Ausführungen, die auf meinen persönlichen Erfahrungen basieren, möglichst allgemein zu halten.

Anforderungen
Die Anforderungen für eine Reise über Steinpisten und Sanddünen sind sicher von ganz anderer Art, als auf der gewohnten Straße zuhause. Ein Reifen muss hier den verschiedensten Ansprüchen genügen, z. B.:

Grundsätzlich sollte man immer mit neuwertigen Reifen auf Wüstentour gehen. Ein halb abgefahrener Stollenreifen ist nicht besser als ein ganz abgefahrener. Durch die geringere Profilhöhe steigt das Risiko eines Plattfußes oder gar die Beschädigung der Lauffläche.

Straßenreifen
Es gibt einige Leute, die sind mit normalen Straßenreifen durch die Wüste gefahren. Abhängig vom Fahrkönnen und der Art des Untergrundes ist vieles möglich. Jedoch tut man sich mit einem groben Reifen wesentlich leichter.

Cross-Reifen
Das andere Extrem, sich regelrechte Cross-Reifen zu montieren, ist auch nicht die beste Lösung. Diese Reifen nutzen sich meist sehr schnell ab, haben teilweise einen geringen Lastindex, sind also weniger für schwere Reiseenduros mit Gepäck geeignet und oft ist auch die zugelassene Höchstgeschwindigkeit auf Werte im Bereich 130 bis 160 km/h reduziert. Letzteres ist für die eigentliche Tour weniger interessant, aber diejenigen, die auf eigener Achse anreisen, haben oft lange Autobahnetappen zu meistern. Abgesehen davon, sind hohe Geschwindigkeiten auf Straßen oft durch die Art der Reifen sowieso kaum möglich. Viel Negativanteil und lange Stollen bringen so manches Fahrwerk bei höheren Geschwindigkeiten ziemlich in Unruhe, schlimmstenfalls sind gar Stürze möglich.

"Geeignete" Reifen
Nachstehend habe ich beispielhaft und ohne Anspruch auf Vollständigkeit einige mehr oder weniger universell geeignete Reifen aufgeführt:

Michelin Desert

Der Klassiker unter den Wüstenreifen, er wird auch oft bei Rallyes verwendet. Er hat eine stabile Karkasse und Flanken und kann zur Not auch mal ganz ohne Luft gefahren werden. Auf trockenem Asphalt ist er gut fahrbar, bei Kälte und Nässe kommt er aber leicht ins rutschen. Wichtig ist der richtige Luftdruck, die meisten machen zuviel drauf und dann wird er unkomfortabel und etwas bockig. Bei leichteren Maschinen (z. B. KTM, DR350 usw.) vorn + hinten 1,5 bar. Bei schwereren Reiseenduros (Transalp, Africa Twin usw.) vorn 1,5 bar und hinten 1,7 bar.

Das Vorderrad hat die übliche Größe von 90/90-21. Das Hinterrad gibt es nur in zwei verschiedenen Durchmessern, aber immer mit gleicher Breite und gleichem Höhenverhältnis: 140/90-17 und 140/90-18 Geschwindigkeitsindex: R (170 km/h). Seit Januar 2002 gibt es den Desert in den Dimensionen 140/80-17 bzw. 140/80-18. Lt. Infos von Michelin sind die Reifen vollkommen identisch mit den /90er Reifen. Eine Umbenennung war "notwendig", weil die Maße der /90er Reifen im Toleranzbereich der /80 Reifen liegen.

Bei manchen Maschinen (z. B. DR350, BMW) kann der Reifen an der Schwinge schleifen. Abhilfe kann man durch außermittiges Einspeichen der Felgen oder durch einen Distanzring (BMW) schaffen.

Michelin T 63

Das Profil des Hinterreifens ähnelt stark dem des Desert. Die Gummimischung ist beim T 63 aber weicher und auch die Karkasse sowie die Flanken sind nicht so stabil wie beim Desert. Dafür hat der T 63 für einen Grobstoller sehr gute Straßeneigenschaften. Offroad eignet er sich eher für trockenes Gelände, was zum Großteil an den kurzen Stollen am Vorderrad liegt. Der T63 eignet sich besonders für Leute, die oft ins Gelände fahren aber auch auf der Straße flott unterwegs sein wollen.

Conti TKC 80

Ein guter Allrounder, der sich trotz seines groben Profils gut für die Straße eignet und selbst bei Nässe sehr gut haftet. Aber auch im Gelände ist er stets verlässlich. Auf Sand und Schotter hat er immer genügend Traktion und eignet sich durch seine harte Flanke auch sehr gut für steinige Pisten. Für mich ist er im Moment einer der besten Allround-Reifen.

Metzeler Karoo

Der Karoo soll das Metzeler-Gegenstück zum Michelin Desert sein. Im Gegensatz zu diesem hat er jedoch offiziell eine Straßenzulassung und es gibt für verschiedene Maschinen Freigaben oder TÜV-Bescheinigungen.

Auf der Straße hält sich der Grip in Grenzen, besonders Feuchtigkeit mag er nicht so sehr. Offroad eignet er sich eher für trockenes Gelände, also gut für die Wüste, wobei er nicht ganz so durchstichfest ist, wie der Desert oder gar der TKC 80. Auch die Verschleißfestigkeit lässt zu wünschen übrig, was aber, bis auf den Desert, bei keinem der hier vorgestellten Reifen eine Stärke ist.

Mitas Stone King

Der Mitas hieß früher Barum C11 Stone King und ist mehr für's Gelände als für die Straße geeignet. Auf Asphalt ist er gewöhnungsbedürftig und besonders bei schwereren Enduros nur mit Vorsicht zu "genießen". Das Gelände ist das Revier des Stone King, egal ob trocken oder nass (wobei es für nasses Gelände auch bessere Reifen gibt) der Stone King hat immer Grip. Wer hauptsächlich offroad unterwegs ist, hat sicher viel Freude mit diesem Gummi.

 

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