Rumänien 2001: Enduromania 5/2001 ⇒ Bericht

Anreise, erste Eindrücke

Es ist 07:45 Uhr rumänischer Zeit, also eine Stunde später als MEZ und wir stehen bei Kiszombor/Cenad an der ungarisch-rumänischen Grenze. Bis wir mit der Abfertigung an der Reihe sind, frotzeln wir über Michael, dessen Pass seit Februar abgelaufen ist. Plastisch schildern wir ihm, wie er auf seinem Mopped wieder Richtung Heimat rollen muss, während wir zur Enduromania weiter dürfen. Langsam bekommt er rote Ohren und scheint unseren Schilderungen zu glauben. Doch er hat Glück, der Grenzer gibt sich auch mit dem Personalausweis zufrieden und wir dürfen zusammen weiter. Bis auf Theo sind wir, Michael, Lars und ich, das erste Mal in Rumänien. Das Land ist eigentlich eine einzige Ruine, es kommt einem vor, als ob sich seit dem 2. Weltkrieg nichts mehr getan hat. Vereinzelt findet man jedoch auch große Prachtbauten in den ärmlichen Dörfern, die, wie mir erklärt wurde, in der Regel ausgewanderten Sinti und Roma gehören, die ihr im Ausland verdientes Geld in der Heimat in Form solcher Häuser anlegen. Barfüßige Menschen, bettelnde Kinder, eiernde Pferdewagen und alte Leute, die eine Kuh oder ein paar Schafe zur Weide führen auf der einen Seite, eine Hochzeitsgesellschaft mit Ferraris, Jaguars, S-Klasse Limousinen und dicken Geländewagen (vermutlich die gleichen Leute, die auch die Prachtbauten finanzieren) auf der anderen, zeigen deutlich die gravierenden Gegensätze und sozialen Unterschiede des Landes. Dank der schlechten Straßenzustände brauchen wir für die Strecke in Rumänien viel länger, als für vergleichbare Streckenlängen in Mitteleuropa. Die Straßen sind sehr holprig und lassen den Anhänger mit seiner Ladung ganz schön springen. In den Ortschaften befindet sich eine Menge Federvieh auf den Straßen, das meist vors Auto flüchtet, anstatt davon weg. Mittags erreichen wir die Wittmann's-Hütte, laden die Maschinen ab und beziehen unsere Zimmer. Dann warten wir auf das Eintreffen der anderen Teilnehmer. Mit der "Frankenbande" waren wir schon länger per SMS in Kontakt und wissen, dass sie mit ihren drei Fahrzeugen ca. eine Stunde hinter uns sind. Nachdem auch sie abgeladen haben, geht's unter die wohlverdiente Dusche. Den Abend verbringen wir feuchtfröhlich auf der Terrasse und hoffen auf besseres Wetter. Im Moment ist der Himmel eher grau und ab und zu nieselt es.

Einfahren ohne Wertung

Heute ist der eigentliche offizielle Anreisetag. Für uns, besonders die Neulinge, eine Gelegenheit das fremde Terrain in Ruhe zu erkunden. Unter der Führung der "Alt-Enduromaniacs" Marcel, Herbert und Luigi machen wir uns auf den Weg. Nach einigen harmlosen Schotterstreckchen machen wir uns auf den Weg nach Lindenfeld. Das Wetter ist feucht, aber immer so, dass man gerade keinen Regenkombi braucht. Am Ende eines Dorfes wird Herbert von einem Huhn angegriffen, dessen Überreste noch Tage später zwischen den Speichen zu finden sind ;-). Je höher wir dann kommen, desto nebliger wird es. Für die Brillenträger wie z. B. Marcel echt nervig, weil die Gläser dauernd beschlagen und die Sicht nehmen. Als es zu arg wird, drehen wir um und suchen den Einstieg in einen langen und relativ steilen Hohlweg, nach Lindenfeld hinauf. Der Weg kostet tierisch Kraft, zumindest mit unseren schweren Adventures. Tiefer grober Schotter wechselt mit mittleren Felsbrocken, die man erklimmen muss. Haben die Hard-Enduristen wenigstens noch etwas Bodenfreiheit, so muss Lars auf seiner serienmäßigen Transalp die fehlende Höhe durch fahrerisches Können ausgleichen, was ihm aber nicht schwer zu fallen scheint. Als wir oben (endlich!) anhalten, fehlen Frank Gottlöber (im folgenden bei seinem Spitznamen Ghandi. genannt, da wir noch einen Frank, nämlich Frank Köhler dabei haben) Stephan und Herbert. Während wir warten, hören wir Hunde bellen, die anscheinend immer näher kommen. Für die Leute mit Hundephobie, wie Marcel und mich, kein echtes Vergnügen. Dann taucht der erste zottige Köter auf. Heiser bellt er uns seinen Unmut entgegen. Ich versuche mich selbst zu "heilen" und renne ein Stück auf ihn zu. Doch anstatt abzuhauen, kommt er mir entgegen. Ich flüchte zu den anderen und verschaffe mir mit zwei Steinen vor dem Untier Respekt. Jetzt weicht er zurück und wartet in einem angemessenen Abstand. Dann kommt Herbert, und berichtet, dass Ghandi gestürzt ist und Stephan mit dem Vergaser seiner Suzi Probleme hat. Sie machen weiter unten eine Pause und kommen in ein paar Minuten nach. Wir fahren dann weiter und arbeiten uns über rutschige Wiesenwege vor. Normalerweise hat man hier oben eine prima Aussicht, berichtet Luigi, aber heute stecken wir mitten in einer Nebelwolke. An einer Kuppe schmeißt es mich dann hin. Das Hinterrad war einfach weggerutscht und ich hatte die Maschine nicht mehr halten können. Aber es ist nichts passiert, wir waren ja relativ langsam. In Lindenfeld finden wir dann den Baum mit dem Nagelpunkt, der uns heute jedoch nichts nützt, da es die Stempelkarten erst heute Abend gibt. Hinter dem Drei-Häuser-Dorf warten noch mal zwei schwierigere Passagen auf uns. Zuerst ein ca. 70 Zentimeter hoher Felsen, den wir überwinden müssen und dann noch ein paar sehr rutschige Spurrillen, in denen Lars mit seiner auf der Seite dahingleitenden Transalp einen jungen Felsen ausgräbt. "Den Sturzbügel ziehen wir heute Abend wieder gerade", meint er und fährt dann weiter. Wir überqueren eine Wiese in den vorhandenen Treckerspuren und müssen dann einen steilen Waldweg hinab. Langsam tuckernd rollen wir auf dem schmierigen Boden hinab, nur um unten angekommen dann einen weiteren glitschigen Weg wieder hinauf zu müssen. Am besten man hält erst gar nicht an, sondern hält die Maschine einfach auf Zug und arbeitet nur sehr vorsichtig mit der Gashand. Stephan flucht wieder über seinen Vergaser, sein Motor nimmt nicht so recht Gas an, aber gemeinsam bekommen wir ihn den Berg hoch. Endlich erreichen wir Garana und stürzen gleich in die dortige Kneipe, um uns mit Kaffee und Tee aufzuwärmen. Manche brauchen eher eine Abkühlung, so bestellt sich Herbert ein schönes Bier. Der Kellner warnt ihn, dass es hier Polizeikontrollen gäbe (in Rumänien ist die Promille Grenze bei 0,0), aber Herbert verspricht ihm der Polizei nicht zu verraten, dass er ein Bier getrunken hat ;-). Von Garana aus legen wir eine kleine Heizerrunde ein. Zuerst auf einem grob gepflasterten Weg, der später in Schotter übergeht. Dieser Schotter ist wie in Nordafrika, also mein Revier. Ich überhole die anderen und liefere mir mit Herbert ein kleines Rennen. Unter Beachtung der notwendigen Sicherheitsreserven sind wir gleich schnell. Hinter einer Kurve zieht Luigi an mir vorbei, wird jedoch gleich bestraft. Er verliert seinen Schalthebel und muss zum Suchen anhalten ;-). Zurück auf der E70 fahren Herbert und Stephan dann Richtung Wittmann. Luigi führt uns andere nach Ilova, von wo er uns dann nach Sadova bringen will. Wir biegen aber hinter Ilova falsch ab und müssen längs durch ein steiniges wasserführendes Bachbett fahren, wo es Ghandi noch mal hinschmeißt. Unnötigerweise, denn nach ein paar hundert Metern ist der Weg dann unfahrbar und wir müssen das ganze wieder zurück. Vor der Wasserdurchfahrt suche ich für Ghandi nach einem Inbusschlüssel, damit der seinen Lenker entspannen kann und vergesse dabei meine Hecktasche wieder zu schließen. Der Inhalt fällt natürlich in den Bach, den wir dann zu Fuß noch mal abschreiten müssen und Werkzeug und Ersatzteile wieder einsammeln. Na ja, die Füße waren von den vielen Pfützen eh schon nass ... Luigi sucht dann den richtigen Weg, doch wir streiken alle, da es schon dunkel wird. Für heute sind wir genug nass und ausgepowert und wollen keine Experimente mehr. Zu Wittmanns, duschen, essen und ein paar schöne Biere, das sind unsere verbleibenden Ziele für heute.

Nach dem Essen stellt Sergio die Teams vor, wobei die Teamleader ihre Leute selbst vorstellen müssen, und teilt die Karten und die Wertungsbögen aus. Vor lauter Laberei vergessen wir die Zeit und sind schließlich unter den letzten, die auch tatsächlich das Licht ausmachen müssen. Nur wenig später treffen wir uns zum Frühstück wieder ...

1. Wertungstag, die östlichen Gebiete

Heute ist der erste Wertungstag. Punkt 08:00 Uhr sitzen wir beim Frühstück, denn um 09:00 wollen wir losfahren. Natürlich wird es dann doch später und unsere Gruppe ist mit elf Personen nicht gerade unterbesetzt. Über die E70 fahren wir nach Caransebes und biegen dort nach Osten ab. In Zlagna holen wir die ersten Punkte, fahren weiter nach Cicleni, wo wir nur über üble Schlammpfade zum Ziel kommen. Nachdem die Moppeds halbwegs vom Schlamm befreit sind, fahren wir über Pfad voller Pfützen zum Turnu hinauf. Eine halbe Stunde später erreichen wir Borlova und kehren bei Zacharias ein. Nach einem Salat und reichlich Getränken geht's dann weiter zum Muntele Mic hinauf. Für diese Strecke teilen uns in zwei Gruppen auf, eine flottere und eine ruhigere, und fahren mit etwas Abstand zueinander los. Der Schotter ist ziemlich übel und ich muss meine Adv schon richtig am Hals packen, damit ich nicht den Abflug mache. An einer Stelle bin ich Michael, der hinter mir fährt, zu langsam. Gerade als er überholen will, ziehe ich nach außen ohne ihn zu bemerken und wir kollidieren. Zum Glück kommt es nicht zum Sturz, er aber auch nicht vorbei. Da sich auf der relativ langen Strecke das Feld auseinandergezogen hat, warten wir oben beim Stempelpunkt auf die zweite Gruppe. Leider ist Ghandi auf dieser Strecke böse gestürzt, so dass sich die Ankunft verzögert. Als alle wieder zusammen sind, kümmern wir uns um den Verletzten, bevor wir zum Punkt Muntele Mic Ruine raufwollen, um den Nagelpunkt zu holen. Wir fetzen den Schotterweg entlang und - verfahren uns erst mal. Nach dem Wenden stürzt Theo mit dem Knie genau auf einen Stein. Der Protektor verhindert schlimmeres, trotzdem schwillt sein Knie an und bereitet große Schmerzen. Als alter Indianer verbeißt er sich den Schmerz und fährt weiter. Zunächst müssen wir eine Wiese überqueren und zwischen weidenden Kühen hindurch, die uns mit großen Augen anglotzen. Weiter oben gibt es Schafherden und viele Hunde, letztere laufen aber vor uns davon - zum Glück ;-). Nachdem wir den Nagelpunkt haben, rollen wir wieder den Berg hinunter. Diesmal hetzen aber einige Hunde mit wildem Gebell auf uns zu. Wir fahren ruhig weiter, als wären sie gar nicht da und schon nach wenigen Metern lassen sie uns in Ruhe. Nun fahren wir Richtung Cuntu weiter. An einer Kreuzung trennen sich aber unsere Wege. Der verletzte Ghandi fährt zusammen mit Stephan und Herbert wieder zu Wittmanns zurück. Das Fahren bereitet ihm doch große Schmerzen. Wir anderen fahren auf einem leicht schlammigen und sehr welligen Weg weiter zum Cuntu. Nachdem wir den Stempel haben, steigen wir weiter den Berg hinauf. Hier oben ist mittlerweile die Sicht besser und wir genießen das Endurowandern in dem herrlichen Mittelgebirgs-Panorama. Dann müssen wir eine steile Wiese hochfahren und biegen über eine kleine Kuppe auf einen Weg ein, wo wir plötzlich von drei großen Hunden regelrecht überfallen werden (das waren die einzigen eher bösartigen Hunde, die uns während der Enduromania untergekommen sind). Theo kann noch ausweichen, aber für Luigi reicht es nicht mehr. Er fährt über einen der Hunde und kann gerade so einen Sturz vermeiden. Der Köter rennt jaulend weg und bellt uns aus geziemenden Abstand an. Die anderen beiden lassen wir mit einigen Gasstößen hinter uns. Wir fahren an herrlichen Bergkämmen entlang und genießen die Aussicht, froh den Nebelschwaden entkommen zu sein. Wir zirkeln einen schmierigen Lehmweg nach Virciorova hinab, wo eine Herde kleiner Schweine vor und Reißaus nimmt und wir fleißig weiter Punkte sammeln. Zurück an der E70 gibt es eine weitere Trennung. Theo und Michael wollen nicht über Nacht wegbleiben und fahren alleine weiter. Dadurch kristallisiert sich auch unsere endgültige Gruppenzusammensetzung für den Rest der Veranstaltung heraus. Brigitte, Frank Köhler, Marcel, Lars und ich machen uns also unter Führung von Luigi auf den Weg nach Osten, wo die 4000er Punkte auf uns warten. Zunächst geht es auf der Straße über Caransebes nach Norden. Vor Otelu Rosu schwenken wir nach Osten und fahren über Hateg Richtung Petrosani. Bei Pui finden wir den Abzweig hoch zur Balaia-Hütte. Da es schon spät ist, forciert Luigi das Tempo und zwar so, dass ich, als letzter fahrend, auf dem steinigen Waldweg kaum noch nachkomme. Zwischendurch müssen wir immer wieder große schlammige Pfützen durchqueren, die unsere teils schweren Kisten ganz schön ins Schlingern bringen. Wir passieren eine Art Holzwohnwagen mit einigen Waldarbeitern und kommen an eine Dreifachverzweigung. Wir wissen nun nicht genau, wo wir weiterfahren müssen, denn der GPS-Punkt scheint nicht korrekt zu sein. Mittlerweile dämmert es und Marcel drängt darauf wieder ins Tal zurück zu fahren, da er nicht im Dunkeln und bei dem teilweise durch Nebel noch zusätzlich schlechteren Sicht auf diesen Wegen fahren will. Wir fahren zum Wohnwagen zurück und versuchen die Arbeiter nach dem Weg zu fragen. Natürlich gibt es Verständnisprobleme und wir diskutieren eine Weile herum. Marcel will zurück, Luigi und mich reut es um die verlorene Zeit. Wir beschließen uns zu trennen. Brigitte, Luigi und ich wollen noch weiter suchen, die anderen sollen schon ins Tal fahren und eine Unterkunft klar machen. Nachdem die Talfahrer losgezogen sind, interviewen wir die Arbeiter weiter. Schließlich setzt sich einer von ihnen bei Luigis Maschine hinten drauf und zeigt uns den Weg. Zurück an der Dreierverzweigung zeigt er uns den richtigen Weg, genau den hätten wir eigentlich nicht genommen, und läuft zurück. Wir drei lassen uns bergab durch eine Schafherde rollen und erreichen nach ein paar hundert Metern die Forsthütte Balaia. Lt. Sergios Angaben sollte es hier oben einen Nagelpunkt geben. Wir suchen bestimmt eine halbe Stunde lang und wollen schon aus lauter Verzweiflung ein großes halb abgefallenes Schild mitnehmen. Luigi rubbelt dann noch einige in einen Tisch geritzte Worte ab und ist zuversichtlich das Sergio uns glaubt, wenn wir sagen, dass wir wirklich da waren.

Im Dunkeln suchen wir uns dann den Weg zurück. Beim Wohnwagen gibt Luigi dem Alten noch ein Bakschisch, bevor wir ins Tal hinunter rollen. Auf halben Wege treffen wir auf Frank, der völlig aufgelöst ist. Er vermisst Lars, der die ganze Zeit hinter ihm war und nun weg ist. Er vermutet, dass er evtl. irgendwo einen Abhang runtergestürzt ist. Marcel, der vorneweg gefahren ist, scheint schon im Tal zu sein. Wir versuchen ihn mit dem Handy zu erreichen. Es gibt zwar Empfang, wir kommen aber nicht durch. Luigi und ich schicken Frank, der leicht durcheinander ist, mit Brigitte ins Tal runter und fahren selbst noch mal zurück. In den für einen Unfall möglichen Kurven halten wir an, machen die Motoren aus und rufen nach Lars. Doch es bleibt alles still. Als wir umkehren wollen, klingelt Luigis Handy. Marcel ist dran und fragt wo wir bleiben. Lars wäre auch bei ihm, und warum wir denn fragen würden?! Auf dem Weg bis zum Treffpunkt lassen wir es dann etwas laufen. Im Dunkeln sieht man den Schlamm nicht und fährt viel entspannter durch, komischerweise ist das viel einfacher als bei Tageslicht ;-). Zurück bei den anderen berichtet Lars, wie es zu Franks Irrtum kam. Lars hatte Marcel ein paar Kehren weiter unten gesehen und hatte eine Steilabfahrt als Abkürzung genommen, um ihn zu überholen. Er hatte dabei zwar Frank gesehen und angenommen, dass dieser ihn auch sieht, aber dem war nicht so. Frank wartete dann auf Lars und als der nicht kam, drehte er um und suchte ihn, bis wir auf ihn stießen. Die Strafe für Lars folgte auf dem Fuße, denn er stürzte beim Rennen mit Marcel direkt in einer tiefen Pfütze und dementsprechend sieht er jetzt auch aus . Nachdem alle ihr Herz ausgeschüttet haben und entsprechende Mahnungen an die Fahrdisziplin ausgeteilt sind, fahren wir nach Petrosani weiter. Nachmittags schon hatten wir in der Hütte von Groapa Seaca angerufen und nach Zimmern gefragt, aber sie war leider ausgebucht. So wollen wir in Petrosani, welches eine größere Stadt ist, ein Hotel für die Nacht suchen. Zum Glück brauchen wir nicht lange zu suchen, dass Hotel Petrosani hat für uns genügend Zimmer frei. Während wir auf dem Parkplatz auf Luigi und Marcel warten, die an der Rezeption die Zimmer klar machen, hat der alte Parkplatzwächter nichts besseres zu tun, als zuerst Frank und dann auch noch mich vor lauter Freude abzuküssen. Als uns die Warterei auf die anderen beiden zu bunt wird, geh ich auch ins Hotel, um zu schauen welche Probleme es gibt. Stehen die beiden Schwerenöter doch an der Rezeption und schäkern mit der zugegeben genauso hübschen wie auch jungen Dame hinterm Tresen. Wenigstens haben sie schon die Zimmerschlüssel und Duschgel in der Hand. Außer den Zahnbürsten haben wir nämlich nichts an Übernachtungsmaterial eingepackt. Als wir die Zimmer beziehen, laufen die Wasserhähne der Badewannen, im einen Zimmer mehr, im anderen weniger. Dummerweise lässt sich der Wasserfluss nicht abstellen, die Ventile sind schon voll angeknallt. Die Dame an der Rezeption interessiert das herzlich wenig, das war halt schon in kommunistischen Zeiten so. Bevor wir duschen, gehen wir noch in die Kneipe um die Ecke, ein oder zwei gepflegte Biere trinken. Zurück auf dem Zimmer, ich bin zusammen mit Marcel untergebracht, wundern wir uns über die zahllosen totgeschlagenen Stechmücken an den Wänden. Zum einen über die Anzahl, zum anderen darüber, dass keiner die Sauerei wegmacht. Wie wir in der Nacht feststellen, hätte es sich kaum gelohnt. Wir werden von den lebenden Verwandten der Plagegeister aufs schärfste heimgesucht. Da hilft nur noch sich völlig unter der Bettdecke verkriechen und das bei der Hitze ...

2. Wertungstag, neue Wege braucht das Land

Der Speisesaal des Hotels strahlt den morbiden Charme vergangener Glanzzeiten aus. Das Frühstück ist nicht üppig, aber ausreichend, nur der Kaffee schmeckt wie "Laternenpfahl ganz unten". Nach dem Frühstück rüsten wir die Maschinen wieder auf und checken kurz die Technik. Luigi führt uns aus der Stadt hinaus und auf einer landschaftlich wirklich wunderschönen Straße durch ein Tal oder eher eine kleine Schlucht zur Hütte nach Groapa Seaca hinauf. Eigentlich wollten wir hier oben übernachten, aber die Betten waren schon belegt. Wir trinken dort noch einen guten Kaffee und sitzen in der Sonne unter einem strahlend blauem Himmel, während Luigi einige Geschenke von Sergio an den Hüttenwirt Bogdan übergibt. Ein Stück weit hinter der Hütte beginnt ein schöner Schotterweg nach Ranca hinauf. Bei der Abfahrt von der malerischen Kammstraße demonstriert Luigi wie man im Stehen fahren kann und dabei gleichzeitig seine Arme entspannt - solange, bis sich ein Stein unter seiner Maschine aufstellt und ihn aushebelt. Noch während er daliegt, spricht sein Gesicht Bände. Er kann sich nicht erklären, wie und warum das passiert ist. War die Gegend bisher menschenleer, so ärgert es ihn doppelt, dass er einem Schäfer quasi vor die Füße gefallen ist. Für solche Aktionen braucht man keine Zeugen ;-). Kurz vor Ranca begegnen wir den beiden tschechischen Teams, die auf ihren leichten Maschinen anscheinend die gleiche Strecke, nur gegen den Uhrzeigersinn, befahren. Nach einem kurzen Hallo fahren wir zu unserem Zielpunkt, nach Ranca hinein. Doch der Stempelbevollmächtigte ist gerade nicht da und einer der anwesenden Arbeiter bestätigt unsere Anwesenheit durch eine entsprechende Notiz im Wertungsblatt. Hinter Ranca fahren wir nach Novaci hinunter, wählen aber aus Zeitgründen die Asphaltstraße. In Novaci tanken wir voll und ziehen uns ein paar Müsliriegel rein und rollen auf der Straße weiter nach Targu Jiu. Auf dem Weg nach Targu Jiu werden wir von Kindern mit Steinen beworfen. Mehrmals halten wir an und versuchen die Kinder zu überzeugen, dass das gefährlich ist. Die Landschaft ist hier sehr flach und die Sonne brütet unerbärmlich herab. Targu Jiu ist ein größerer Ort und wir beschließen hier essen zu gehen. Wir finden eine Pizzeria mit prima Aussicht auf die vorbeilaufenden "Nagelpunkte" ;-). Die Mädchen hier sind sehr hübsch und mehr als aufreizend angezogen. Uns fallen bald die Augen heraus, obwohl wir mit Brigitte selbst ein hübsches Mädchen am Tisch haben. Die Pizzen schmecken vorzüglich, die Colas sind eiskalt und die Aussicht ist berauschend, was will man mehr ...

Gesättigt in vielerlei Hinsicht ziehen wir dann schweren Herzens weiter. Nach einigen Kilometern biegen wir von der hektischen und relativ viel befahrenen Hauptstraße nach Norden ab und folgen hinter Ranca einer schönen Waldpiste durch ein enges Tal, die uns später über den vor uns liegenden Bergzug führt. Hier lassen wir es noch mal richtig laufen und werden erst langsamer, als der Weg steil und rutschig wieder nach unten führt. Im Tal vor uns sind viele Baustellen, hier werden die Schäden der letzten schweren Unwetter ausgebessert. Weil es hier sehr trocken ist, ziehen wir lange Staubfahnen hinter uns her. Weil natürlich keiner den ganzen Staub schlucken will bzw. mit fast keiner Sicht fahren möchte, zieht sich unsere Gruppe hier in die Länge. Beim Kontrollpunkt Campu Lui kommen wir wieder alle zusammen. Die nette ältere Dame, die uns den Stempel gibt, stellt uns auch eine Schale mit Himbeeren hin, die wir dankend annehmen. Luigi befragt sie nach der Befahrbarkeit der Strecke von Campusel nach Herkulane, die vor längerer Zeit schon durch ein Unwetter verschüttet wurde. Ihrer Meinung nach hätte sich an der Situation nichts geändert. Sie weiß aber von Einzelfällen, wo Leute einen möglichen Weg gefunden hätten. Wir diskutieren unser weiteres Vorgehen. Entweder die ganze Strecke wieder zurück und mit einem Riesenumweg auf Straße nach Herkulane oder auf gut Glück einen möglichen Durchgang suchen. Wir entscheiden uns für das Glück und folgen dem Weg weiter nach Campusel. Ein Stück weit hinter Campusel steht ein Riesenbaufahrzeug auf der Piste und hat einige Wälle quer zu unserer Fahrtrichtung aufgeworfen. Gemeinsam bringen wir die Maschinen von Luigi und Marcel auf die andere Seite. Die beiden wollen den Weg weiter erkunden, während wir anderen hier warten. Nach einer dreiviertel Stunde wird uns das Warten zu lang. Frank hat eh geduldig die Wälle etwas eingeebnet und so bringen wir unsere Moppeds auch auf die andere Seite. Wir bauen aus Holzstücken einen Pfeil auf, damit die anderen beiden Bescheid wissen, falls wir sie aus irgendwelchen Gründen verpassen sollten. Schon nach 200 Metern müssen wir über einen umgestürzten Baumstamm drüber. Das wäre eigentlich nicht so schlimm, wenn nicht gleichzeitig ein Ast in Halshöhe den Platz nach oben begrenzen würde. Wieder ein paar Meter weiter müssen wir die Maschinen unter dem dicken Ast eines weiteren umgestürzten Baumes hindurchziehen. Die Kehren sind halb weggerissen oder von einer Erdlawine überzogen, aus denen Äste und dicke Steine herausragen und stellen sich unserem Vorwärtsdrang entgegen. In einer Rechtskehre sackt mein Hinterrad weg und ich falle um. Die Maschine fällt mit dem Lenker auf einen Ast und bleibt sicher liegen. Ich habe Glück, denn ein quer über der Innenseite der Kehre liegender Baumstamm verhindert dass ich die steile und tiefe Böschung hinabfalle. Mit zitternden Armen stelle ich die Maschine wieder auf und taste mich weiter vorwärts. Hier ist der Weg ziemlich zugewachsen, uns bleibt nur eine ca. 20 Zentimeter breite erhabene Spur. Links und rechts sind tiefe Spurrillen, die uns immer wieder entweder in Richtung Bäume oder in Richtung Abgrund lenken. Immer wieder müssen wir Hindernisse überwinden oder die Maschinen mit vereinten Kräften unter umgestürzten Bäumen durchschieben. Nach einiger Zeit stoßen wir auf Luigi und Marcel. Sie haben gerade umgedreht und wollten uns holen. Natürlich sind sie froh, dass wir schon nachgekommen sind, spart es ihnen doch eine Menge Arbeit mit dem Durchbringen der Maschinen. 300 Meter weiter kommt uns eine Gruppe Motorradfahrer entgegen. Sie beschreiben uns den Weg, den sie hier hoch gekommen sind und wir beschließen diesen Weg auch für unsere Talfahrt zu benutzen. Wieder ein paar hundert Meter weiter finden wir die Stelle, wo die andere Gruppe aus dem Wald hochgekommen ist. Wir folgen den Spuren auf einem kleinen Fußpfad. Die Spitzkehren sind so eng, dass wir das Hinterrad herumrutschen lassen müssen, um um die Kurve herum zu kommen. Und da sind die anderen hochgefahren? Respekt! Das nächste Hindernis ist eine kleine Holzbrücke, die mehr einer umgefallenen Leiter mit einigen Latten darauf gleicht. Hier müssen wir die Maschinen wieder mit mehreren Leuten einzeln hinüberbugsieren.

Auf der anderen Seite angekommen sind wir erst mal total kraftlos und machen eine Pause. Etwas gestärkt rollen wir dann den steilen Pfad weiter hinab und müssen ein paar weitere Spitzkehren überwinden. In einer der Kehren geht mein Blinker hinten rechts kaputt, weil die Maschine genau drauffällt ... Doch das rettende Ufer in Form einer breiten Piste ist schon in Sicht und mobilisiert die Kräfte zum Aufheben der Maschine. Endlich unten auf dem Weg, machen wir noch mal eine lange Pause und freuen uns über das Erreichte. Wir preschen dann den Weg weiter entlang. Ich bin seitlich dicht hinter Luigi, als er voll durch eine Pfütze fährt und einen großen Wasserschwall in Kopfhöhe auslöst. In Erwartung der Dusche mache ich die Augen zu und halte mich am Lenker fest. Als ich triefend nass die Augen wieder öffne, zieht Luigi gerade zum Abzweig nach rechts hinüber. Wir rempeln gerade so mit den Schultern zusammen und ich zwinge ihn wieder auf Geradeauskurs. Zum Glück kommt es nicht zum Sturz und wir können noch mal über die Situation lachen. Auf dem weiteren Weg liefern Marcel und ich uns ein kleines Rennen. Auf den Geraden ist meine 640er seiner 400er klar überlegen, aber in den Kurven will er immer vorbei. Da lasse ich einfach meine Maschine zu ihm rüberdriften und mache ihm etwas Angst - nicht ganz fair, aber wirkungsvoll ;-). Etwas später ändert sich der Untergrund. Auf einem harten Boden liegt nun nur noch eine dünne Schicht Kiesel. Ein Gefühl, als ob man über Murmeln fährt. Meine Adv lässt sich nur schwer steuern und ständig drohe ich in den Graben zu rutschen. Hier mache ich lieber langsamer und lasse den anderen den Vortritt. Nach vielen weiteren Kilometern über den, zumindest für mich, unschönen Untergrund erreichen wir die Straße nach Herkulane. Kurz vor dem Kurort liegt auf der rechten Seite eine Art Pension mit Restaurant, wo wir wieder einen Stempel bekommen. Wir stärken uns bei der Gelegenheit noch mit Salat, füllen unsere schon seit geraumer Zeit leeren Camel-Baks auf und bewundern die Nixen am Seeufer schräg unter uns. Nach der Erholung wird es schon langsam dunkel und wir beeilen uns wieder zu Wittmanns zurück zu kommen. Einen Kilometer vor der Wittmannshütte geht Luigi der Sprit aus. Mit einer leeren Wasserflasche zapfen wir bei mir etwas Benzin ab. Doch auch nach längerem Orgeln springt die KTM unseres Frontmannes nicht an. Erst als ich ihm den Tipp gebe, in den Entlüftungsschlauch des Tankdeckels hineinzublasen, nimmt der Motor seine Arbeit wieder auf. Um 22:00 Uhr sind wir dann endlich bei der Hütte und bekommen noch ein schmackhaftes Abendessen serviert.

3. Wertungstag, Donaurunde

Eigentlich wollten wir heute schon zeitig los, aber die Strapazen der letzten Fahrtage, die lange (weinselige) Nacht und einige kleinere Wartungsarbeiten halten uns doch bis halb elf auf. Auf der E70 fahren wir Richtung Orsava, und besuchen das Kloster S.F. Anna, wo uns eine nette Schwester persönlich die Karte abstempelt. Danach fahren wir an der Donau entlang und spähen zum (Ex-) Yugoslawischen Ufer hinüber. Ob wir da auch mal hinfahren sollten? Nach den vielen Asphalt-Kilometern möchten wir wieder etwas Schotter unter die Räder bekommen. Da kommt uns die alte Schmalspurtrasse nach Eigental gerade recht. Vor lauter Freude über die enge staubige Strecke fahren wir erst mal am Baum mit dem Nagelpunkt vorbei, finden ihn aber dennoch. Im Dorf Eigental selbst bekommen wir einen weiteren Stempel. Von der "Heavy-Metal-Truppe", die am Vortag schon hier unten war, wurden wir vor der weiteren Strecke durch das Kohleabbaugebiet gewarnt, so dass wir lieber wieder zur Donau zurück fahren und von Süden her über die Jagdhütte bei Cozla einen neuen Vorstoß nach Garnica wagen. Der Schotter nach Garnica hinauf staubt fürchterlich und die Sonne brennt unerbittlich auf uns herab. Aber wir wollten es ja nicht anders. In der Kneipe, wo wir den Stempel bekommen, machen wir eine Trinkpause und beratschlagen das weitere Vorgehen. Wir fahren ein Stück weit zurück und schwenken nach Norden auf Ravenska zu. Hier beginnt ein schöner Hohlweg, dessen Ränder man als Anlieger benutzen kann. Leider fehlt oft am Kurvenausgang ein Stück des "Anliegers", so dass wir doch etwas aufpassen müssen. An einer Kuppe will ich die Maschine springen lassen. Sie springt auch, landet aber mit dem Vorderrad in der nächsten Kuhle, wird von der folgenden Kuppe heftig nach oben katapultiert und ich lande seitlich in den Büschen. Als Zugabe bekomme ich ein handflächengroßes Hämatom am rechten Oberschenkel. Da ich der Letzte in der Reihe bin, darf ich den Bock auch alleine aufheben, aber ich bin ja stark ;-). Hinter der nächsten Kurve warten die anderen auf mich, bevor es wieder gemeinsam weiter geht. In Ravenska laufen kleine Schweine durchs Dorf - die großen Schweinchen rollen auf Motorrädern hindurch :-). Direkt am Dorfplatz ist das Geschäft, wo wir einen Stempel bekommen sollten. Aber es ist geschlossen. Ein kleiner Junge verspricht die Besitzerin aufzutreiben und schafft es nach zwanzig Minuten auch. Mit einem LKW-Fahrer besprechen wir, welche Route nun für uns möglich wäre. Wir entscheiden uns für die Strecke über Lapusnicu Mare nach Bozovici. In Bozovici tanken wir und während Brigitte, Luigi, Marcel und Lars schon mal im angrenzenden Restaurant das Essen bestellen, fahren Frank und ich die paar Straßenkilometer nach Taria zum Wasserwirtschaftsamt, um die Stempelpunkte zu holen. Dort treffen wir das "FKK-Team" Theo, Michael und Herbert und schicken sie auch zum gemeinsamen Essen an die Tankstelle. Nachdem wir wieder an der Tankstelle zurück sind, wird gerade der Salat serviert, aber zuerst stürzen wir uns auf die kühlen Getränke. Später kurven wir über Prigor und Lapusnicel zur E70 zurück. Nach ein paar Kilometern biegen wir nach Cornereva ab, holen uns inmitten einer riesigen tobenden Kinderschar die Bogaltin-Punkte und später noch die GPS-Punkte auf dem angrenzenden Bergrücken und fahren wieder zur E70 zurück, wo wir nach Medica und Luvita abzweigen. Mittlerweile ist es schon wieder dunkel geworden. Zur Dunkelheit gesellt sich der Staub des Schottersträßchens und das Blenden der entgegenkommenden Autos, die hier vergleichsweise zahlreich anzutreffen sind. Bei Teregova treffen wir abermals auf die E70, jetzt ist es nicht mehr weit bis "nach hause".

4. Wertungstag, das Gute liegt so nah ...

Heute ist der letzte Wertungstag und wir wollen die Punkte in der Nähe der Wittmannshütte anfahren. Zuerst fahren wir jedoch nach Teregova, die wieder fast leeren Tanks füllen. Dann geht's wieder ein Stück zurück nach Norden, bevor wir nach Brebu Nou abbiegen. Hinter dem Ort erklimmen wir die steile Wiese zu Tre Ape hinauf, drei Kreuzen, die auf einem Bergrücken liegen. Dann rollen wir die Wiese wieder hinab und wir fahren über Garana auf grobem Pflaster zum Semenic hinauf. Vom Semenic aus schlagen wir uns Richtung Lindenfeld durch. Im Prinzip die gleiche Strecke wie am ersten Tag, nur diesmal in umgekehrter Richtung und bei besserem Wetter. Die rutschigen Waldwege haben nun, rauf wie runter, einen besseren Grip. Auf der Hochalm treffen wir deutsche Wanderer, mit denen wir ins Gespräch kommen und die Aussicht genießen. Kurz vor Lindenfeld stürzt Brigitte in einer Schlammkuhle, aber bevor die potentiellen Helfer abgestiegen sind, hat sie ihre Adventure auch schon wieder senkrecht. Der Alte in Lindenfeld freut sich über unseren Besuch und erzählt wild gestikulierend drauf los - nur wir verstehen leider nichts. Nach der Verabschiedung müssen wir den steilen Hohlweg vom Sonntag wieder hinab. Heute kommt er uns aber kaum noch so schwierig vor. Nur Lars hat wieder mit der kaum vorhandenen Bodenfreiheit seiner Transalp zu kämpfen, dank seines Fahrkönnens ist das aber kein wirkliches Problem. Unten im Tal machen wir wieder eine Müslipause, bevor wir zur E70 zurück fahren und uns zunächst südlich halten. Dann biegen wir Richtung Ilova ab und finden diesmal den richtigen Weg nach Sadova. Luigi hat noch eine steile und rutschige Auffahrt als Schmankerl eingebaut, an der ich prompt hängen bleibe. Frank und Lars kommen mir zu Fuß zu Hilfe. Als meine Maschine nach ein oder zwei Metern wieder Grip hat, ist der Rest auch kein Problem mehr. Oben warten zwar die anderen, aber ich fahre noch eine Runde durchs Dorf, da meine Kühlmittelwarnlampe eine Übertemperatur anzeigt und ich dringend Kühlluft und Kühlmittelumwälzung brauche. Zurück bei den anderen setzen wir uns auf eine Bank im Schatten eines Hauses. Eine nette Nachbarin bietet uns kühles Wasser an und zwei hübsche Mädels mit Wanderrucksäcken lassen uns die Strapazen des Anstiegs schnell vergessen. Wiederum geht's zu E70 zurück und wieder biegen wir nach einigen Kilometern nach Osten ab. Wir fahren zu den Punkten Submarine und Submarine Top. Bei letzterem treffen wir auf Stephan und Ghandi und gemeinsam genießen wir hier oben die geniale Aussicht. Luigi, Brigitte und Ghandi fahren noch die drei Kilometer weiter zum GPS-Punkt, während wir anderen im Schatten der drei Bäume dösen. Kaum sind sie zurück, nehmen wir den Weg auf dem Bergkamm in Angriff, verfolgt von einem großen Hund, der jedoch recht bald wieder von uns ablässt. Wir arbeiten uns dann ostwärts ins Tal hinab und erreichen auf einer teilweise durchweichten Piste Plopu. Luigi fährt unnötigerweise durch den parallel verlaufenden Fluss und legt an einer tiefen Stelle prompt sein Mopped ab. Gemeinsam schieben wir es heraus. Zum Glück hat der Motor kein Wasser gezogen und nach einigem Orgeln springt er auch wieder an. Über die Wasserkühlung in den Stiefeln sind Brigitte und Luigi trotz der Hitze nicht wirklich glücklich. Klar, dass ich mir bei der Rückfahrt in einem tiefen schwarzen Schlammloch auch noch mal eine Fango-Packung abholen muss. Nach wenigen Kilometern erreichen wir den Abzweig nach Raoul-Alp. Zur Abwechslung fahre ich auf der kilometerlangen Waldstrecke voraus. Schnelle Passagen wechseln sich mit Ansammlungen von Pfützen oder gröberen Steinen ab. Nachdem wir eine besonders holprige Strecke mit größeren Steinen überwunden haben, erreichen wir die Ruine mit dem Nagelpunkt. Nach einer kurzen Pause, fahren wir noch die ein bis zwei Kilometer zum Punkt Raoul-Alp-End-of-Road weiter. Als ich neben dem Nagelpunkt im Baum anhalte, starrt Lars auf den steilen und felsigen Anstieg vor uns und meint, "was, da müssen wir jetzt hoch?" Doch ich kann ihn beruhigen und zeige ihm, dass wir unser Ziel schon erreicht haben. Die Erleichterung ist im deutlich anzusehen. Ich rubbele den Nagelpunkt ab, während die anderen schon mal rumdrehen. Nun müssen wir den ganzen Weg wieder bis zur E70 zurück. Wegen des Staubes fahren wir in weit auseinandergezogener Formation. An der Einmündung zur E70 treffen wir uns alle wieder. Als wir beratschlagen, ob wir uns in die Kneipe gegenüber setzen oder lieber noch die Punkte bei Rugi holen sollen, kommt Kay auf seiner umgebauten Twin vorbei und fragt, ob wir uns verfahren hätten. Als wir alle in schallendes Gelächter ausbrechen, fährt er etwas konsterniert weiter. Wenn man in Rumänien von einem Feldweg auf eine Straße kommt, heißt das noch lange nicht, dass man sich verfahren hat ;-). Nach dem Lachanfall entscheiden wir uns für den Kneipenbesuch. Nachdem wir den Durst mit einem Bier gelöscht haben, wollen Brigitte und Marcel doch noch die Punkte holen. Wir haben in der Zwischenzeit 19:00 Uhr und bis 21:00 Uhr sollten die Wertungsbögen abgegeben sein. Sollen wir es wirklich wagen? OK, die beiden Heißsporne wollen unbedingt alleine fahren, während wir in der Kneipe warten sollen. Da es nur 24 Kilometer Asphalt und ca. sechs Kilometer Schotter sind, nimmt Marcel meine Adventure, damit er seine 400er SC bei der flotten Asphalt-Hatz nicht so quälen muss. Nach 40 Minuten kommt, was bei solchen Aktionen kommen muss. Einer vom tschechischen Team kommt vorbei und erzählt, dass ein Motorrad defekt ist. Wir verstehen gerade noch, dass es wohl ein platter Reifen sein muss. Wir ziehen uns an und ich versuche Marcels SC anzukicken, was mir beim 6. oder 7. Kick auch gelingt. Frank und ich fahren schon mal los, während Luigi und Lars noch am zahlen sind. Kurz vor Caransebes erreichen wir Brigitte, die sich einen Nagel in den Hinterreifen eingefahren hat. Sie hatte dann Marcel zum Punkten weitergeschickt und alleine mit der Reparatur begonnen. In der Zwischenzeit kam ein anderes Team vorbei und nahm den Schlauchwechsel in die Hand. Als wir ankommen, werden gerade die letzten Schrauben angezogen. Eine Minute später trifft auch Marcel mit den Rugi-Punkten ein. Zusammen mit der anderen Gruppe fahren wir Richtung Wittmann zurück. Die Leute mit den kleinen Tanks müssen zwischendurch noch mal nachfüllen, Marcel und ich fahren mit der Punktekarte weiter und erreichen Punkt 21:00 Uhr Sergio. Der lacht über unsere Hektik und meint, dass er das mit der Abgabezeit nicht so eng sähe. Einige Teams geben ihre Karte sogar erst zwei Stunden nach uns ab. Abends muss Brigitte für die Hilfe des anderen Teams natürlich etwas springen lassen, was sie auch gerne macht. Natürlich wird es für uns wieder eine lange und feuchte Nacht auf der Terrasse. Aber morgen können wir ja ausschlafen.

Der letzte Tag, Abschlussfeier

Einige der Teilnehmer fahren leider schon heute ab, so auch Herbert und Marcel. Eigentlich sehr schade. Sergio, vielleicht sollte die Veranstaltung bis Freitag Mittag verlängert werden, damit alle bis zum Schluss dabei bleiben! Einige andere machen noch eine kleine Abschlusstour und wir verbleibenden faulenzen einfach, gehen an das Flüsschen zum Baden und fangen nachmittags langsam an, das Gröbste zusammenzupacken. Die Abschlussfeier am Abend verzögert sich leider durch einen Zwischenfall. Einige Teilnehmer waren schon auf dem Nachhausweg und deren Fahrzeug wurde von einem überholenden LKW gerammt. Sergio hatte sich deshalb um einiges kümmern müssen. Soweit uns bekannt ist, kam es wenigstens zu keinem Personenschaden. Für uns war die Freude groß, hat unser Team mit der stattlichen Anzahl von 79.900 Punkten doch den Grand Prix gewonnen, 11.000 Punkte mehr als der erste Platz!

Epilog

Für mich war es die erste Teilnahme an der Enduromania. Marcel und Herbert waren ja schon öfter dabei und haben oft versucht mich zu einer Teilnahme zu überreden. Im nachhinein ärgere ich mich, dass ich nicht schon früher mitgemacht habe. Rumänien hat mich mit seinen Landschaften und besonders mit den zahlreichen netten Einwohnern begeistert. Viele normale Straßen entsprechen den Feld- und Waldwegen in unseren Breiten. Es machte tierischen Spaß, die einsamen Gegenden auf diesen Wegen zu erkunden. Nicht zuletzt auch, weil uns der Wettergott hold war. Bedrückt hat mich die Armut eines großen Teiles der Bevölkerung und die brachliegende Infrastruktur. Da sich "normale Touristen" wegen der noch ungenügenden touristischen Einrichtungen eher weniger für das Land interessieren, hoffe ich, dass Sergio und das Enduromania-Team mit ihren Veranstaltungen das gesetzte Ziel - die Förderung des Tourismus - erreichen und die Bevölkerung davon profitiert.

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